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I.

DER RAHMEN DER WELTAUSSTELLUNG

PARIS UND
DIE PARISER
AUS-
STELLUNGEN

IN präsidentielles Dekret vom
12. Juli 1892 beschloss im Prin-
zip die Weltausstellung von
1900, ein weiterer Erlass vom
9. September 1893 ernannte
die Leitung. Gesetz wurde
aber der Ausstellungsbe-
schluss erst am 13. Juni 1896.
Man hatte also offiziell nur
knapp 4 Jahre zur Verfügung, um die ausser-
ordentliche Leistung vorzubereiten, die das 19. Jahr-
hundert in einer gewaltigen Synthese wiederzu-
geben bestimmt ist. Dieser riesigen Aufgabe war
kein Volk besser gewachsen, als die Pariser, kein
Platz eignete sich besser als Paris. Die Stadt hat
nicht umsonst den Ruf der Stadt der Feste. Man
könnte glauben, dass sie daraufhin gebaut ist mit
ihrem enormen Überfluss, nicht so sehr an kostbaren
Bauten, als an Platz, an wunderherrlichen Plätzen, die
nur bestimmt zu sein scheinen, festlich geschmückte
Menschen zu tragen. Die einzige Stadt, in der es
möglich war, fast unmittelbar in das Centrum hinein
diese Ausstellung zu setzen, die, wenn sie allein be-
stünde, bereits zu den grossen Städten Frankreichs
zählen würde. Berlin ist moderner mit seiner ge-
schickten Platzausnützung, seiner vorzüglichen Hy-
giene, seiner praktischen Organisation, nur fehlt ihm
nichts so sehr, als das Festliche. London ist noch
mehr der grosse Arbeitsstall, den der rechte Eng-
länder Sonnabends Mittag verlässt, um Montag
5 Minuten vor Bureauanfang in das Joch zurück-
zukehren. Paris ist die Stadt der Freude, eine echt
weibliche Stadt, die der Pariser zu allen Jahres-
zeiten anbetet. Man kann die Zeit absehen, da Ber-
lin die Konkurrentin
an der Seine in allen
materiellen Faktoren,
der Einwohnerzahl, in
Handel und Industrie
überflügeln wird. Nie
wird Paris an der
Fülle von Lust über-
troffen werden, die
an jeden Pflasterstein
gebannt scheint. Es
ist auch unmöglich,
dass es je auf der Erde
zwei solche Centren
giebt, die Welt ist

dafür zu nüchtern, zu sehr durchdrungen von dem
Wert des Geldes und der Kürze der Zeit, um die
Existenz einer zweiten solchen Freudenstätte zu er-
lauben. Europa und die andern Erdteile scheinen
sich hier einen Platz auserkoren zu haben, dem es
erlaubt ist, nur der Schönheit und des Frohsinns
wegen da zu sein. Die andern leben von sich selbst,
dieser lebt von den andern. Wenn einst die zu Ende
gehende politische Rolle Frankreichs ausgespielt ist,
wird Paris immer noch das Stelldichein der Völker
sein, die sich hier abwechselnd zu einem immer-
währenden Feierabend versammeln.

Zu einem solchen Feste, das gleichzeitig der Feier-
abend eines bewegten Jahrhunderts ist, hat Paris dies-
mal eingeladen. Es ist fast selbstverständlich, dass
der Gedanke dieser internationalen Zusammenkünfte
hier das Licht der Welt erblickt hat. Schon 1833
schlug Boucher de Perthes eine internationale Aus-
stellung vor, und der französische Handelsminister
Tourret wollte sie 1849 ausführen, fand aber nicht
die Mittel und begnügte sich mit einer der natio-
nalen Ausstellungen, die in mehr oder weniger regel-
mässiger Folge vom Ende des 18. Jahrhunderts an
Frankreichs industrielle Erfolge verzeichneten. An
diesen Ausstellungen, die zuerst winzig, dann immer
umfangreicher wurden und an denselben Stätten
abgehalten wurden, auf denen sich heute die Welt-
ausstellung ausdehnt, lernte Paris seinen zukünftigen
Beruf. Man kann sich nicht einer gewissen Rührung
erwehren, wenn man eine Abbildung der ersten
Pariser Ausstellung erblickt, die im Jahre VI (1798)
zur Feier der Gründung der Republik veranstaltet
wurde und ganze 5 Tage dauerte. Das Palais
von damals, in der Grösse etwa einem der vielen

Pavillons von heute
vergleichbar, stand
schon auf dem Mars-
felde und war aus
Holz in dem strengen
Stil der Zeit. Ein
viereckiger Hof, von
offenen Arkaden um-
geben und darüber
gondelt der Clou von
1798, einer der ersten
Luftballons.

Möglich wurde Geschichte

j- l ? a . i DER WELT-

die heutige Ausstel- aus-
lung erst mit der Stellungen
 
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