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II.

DIE ARCHITEKTUR DER WELTAUSSTELLUNG

IR haben bereits von der
Architektur gesprochen,
uns aber bisher nur mit
den Bauten beschäftigt, die
nicht lediglich für die Aus-
stellung geschaffen sind,
sondern noch weiteren
Zwecken dienen. Diesmal
gilt es die specifischen
die Ausstellungsgebäude, die nach kurzer Existenz wie-
ESPdesADE ^er zu verschwinden bestimmt sind. Die von den
invalides beiden Palais und dem Pont Alexandre gebildete
Avenue Nicolas, die wir in dem vorigen Kapitel
versuchten aufzuzeichnen, wird jenseits der Brücke
von 2 ununterbrochenen Palastreihen fortgesetzt, die
ihren Abschluss im Dome des Invalides finden.

Wenn Bauten reden und wenn der Geist des
Riesen, der unter der gewaltigen Kuppel des Domes
ruht, Zungen bekäme! Schmeichelhaft wäre die
Kritik vielleicht nicht über das Machwerk der Enkel,
die ganz vergessen zu haben scheinen, dass kaum
100 Jahre vor ihnen ein Barbar künstlerische Potenz
genug besass, um die glorreiche Stilüberlieferung
des alten Frankreichs würdig fortzusetzen. Er, der
um so vieles revolutionärer war als die heutigen,
würde sich empören über diese moderne Revolution

der heutigen Baumeister, die so gar nicht meister-
haft sind; über das ohnmächtig Epigonenhafte
dieser in ihrer Idee so prachtvoll erfundenen Es-
planade. Wir haben schon bei den Palästen auf
den Champs-Elysees und bei der Brücke über das
Überflüssige des Schmucks geklagt. Aber einmal
war da wenigstens zum Teil von architektonischen
Grundideen die Rede und es fehlte nicht an guten
Details, dann aber vollzog sich die Oberflächlichkeit
oder Banalität der Erfinder in echtem Material, in
dem sehr schönen Sandstein, der die Pariser Häuser
so vorteilhaft von denen anderer Städte auszeichnet.

Ein Mensch, der die Schönheiten der französischen
Architektur kennt, steht vor dieser Esplanade wie
vor einem Rätsel. Man findet zum Glück im Innern
dieser Papppaläste Entschädigungen. Selbst in der-
selben Architektur; man findet zu seinem grenzen-
losen Erstaunen, dass unter dieser gleissenden Pappe
imposante Eisenbogen stecken, die man nur so
zu lassen brauchte, wie sie waren, um die Hässlich-
keit zu vermeiden.

Auf dem Platz nach der Brücke lässt es sich
aushalten; der Platz ist hübsch, das Auge hat Raum,
sich auszudehnen. Aber weiter auf der Esplanade,
wo die Gypsstrasse sich qualvoll verengt, wird es
ungemütlich. Man hat das Gefühl, als ob die

DIE AUSSTELLUNOSBAUTEN AUF DER ESPLANADE DES INVALIDES (VORNE DER PONT ALEXANDRE)

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