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VII
DIE TEXTILINDUSTRIE

PALAIS DES

FILS

TISSUS ET

VETEMENTS

ER Textilindustrie, die im gewerb-
lichen Leben so vieler Länder
eine erste Rolle spielt, wurde
auf der Weltausstellung ein be-
sonders bevorzugter und aus-
gedehnter Platz eingeräumt; das
Palais des Fils Tissus et
Vetements steht im östlichen
Flügel der Marsfeld-Paläste. Die
weite Halle, deren enormes, aus drei parallel laufenden
Wölbungen gebildetes Glasdach auf leichten, hell-
angestrichenen Eisenkonstruktionen ruht, wurde in
sehr geschickter Weise eingerichtet. Viele Künstler-
hände halfen dabei, das Äussere und Innere des
Palastes freundlich auszugestalten und die Räume in
abwechslungsreicher Weise zu beleben. Grosse Ge-
mälde, die Textilindustrie verherrlichend, sind an den
Hauptwänden zu bewundern, Figuren und Reliefs,
Blumen künstlicher und wirklicher Natur, vor allem
aber ein Wald von Fahnen schmücken die Halle. Der
Palast ist in zwei Etagen geteilt, die obere durch
grosse Ausschnitte
mehr in Form von
Galerien gebaut, die
nicht dem Parterre alles
Licht rauben. Monu-
mentaltreppen, Lifts
und verschiedene elek-
trisch angetriebene
Gummitreppen verbin-
den die beiden Stock-
werke ; im unteren
placierte man die Ma-
schinen, die feineren
Gewebe französischer
Fabriken, eine Reihe
ausländischer Kollek-
tivausstellungen, die
retrospektive Ausstel-
lung und mitten da-
zwischen die eigentlich
nicht recht hierher
gehörende Kollektiv-
gruppe der französi-
schen Parfümeriefab-
riken, im oberen die
gewöhnlicheren fran-
zösischen Tuche, Roh-
produkte und einige

ausländische Gruppen. Es ist erfreulich, dass nach
dem Programm der Ausstellung alles, was zur Textil-
industrie gehört, dicht bei einander aufgestellt ist:
die Rohstoffe, die Verarbeitungsmaschinen und die
fertigen Produkte; diese Anordnung, die ja freilich
auch ihre Nachteile hat, erleichtert dem Fachmann
das Studium ausserordentlich; denn er hat nicht
mühevolle Wanderungen anzutreten, um die für ihn
interessanten Neuerungen aufzusuchen. Leider be-
kundet das grosse Publikum nicht so viel Aufmerk-
samkeit für das schöne Bild modernen Gewerbe-
fleisses, wie man wünschen möchte. Und doch könnte
es sich hier leicht und angenehm darüber informieren,
auf welch langem Wege ein so raffiniertes Kostüm
entsteht, wie man es in den Ruhmeshallen des fran-
zösischen Geschmacks in diesem Palaste bewundert.
In den Sälen, die in enormer Fülle fertige Frauen-
toiletten, die grossen Kunstwerke der Pariser Coutu-
riers, bergen, drängt sich natürlich die Menge,i
während sich in den übrigen Räumen meist nur die
Fachleute zum Studium einfinden.

Frankreich hat in Frankreich
fast allen Teilen der
Textilausstellung den
ersten Platz behauptet.
Ganz und gar unan-
gefochten steht es auf
dem Gebiete der fer-
tigen Toilette auf ober-
ster Stufe; kein auslän-
disches Haus wagte es,
mit den Pariser Firmen
in ernstlichen Wettbe-
werb zu treten. Und
nicht mit Unrecht. Ein
wirklicher Erfolg war
nicht zu erwarten. Die
tonangebenden Schnei-
der haben den kost-
barsten Stoffen und
Draperien die höchst-
mögliche Verarbei-
tungskunst angedeihen
lassen, so dass man zu
einem Überbieten ihrer
Leistungen im Aus-
lande kaum im stände
gewesen wäre. Den
Mittelpunkt der fran-

PALAIS DES TISSUS

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