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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0021
Werrabrücke und Brückenkapelle in Obermassfeld bei Meiningen.
Geschichte des Amtsgerichtsbezirks Meiningen.
Von Prof. L. Hertel.
as Dunkel, welches über der Vorzeit des ganzen nördlichen Europas
noch lagert, während über dem Morgenlande schon längst die Sonne
der Kultur aufgegangen war, beginnt erst ganz allmählich zu weichen
und in eine matte Dämmerung überzugehen. Für die jüngere
Steinzeit, deren Ende von den Forschern in die Mitte des
zweiten vorchristlichen Jahrtausends gesetzt zu werden pflegt, ist zwar das Vor-
handensein menschlicher Bewohner in unserem Heimathlande durch Auffindung vor-
geschichtlicher Anbaustätten und Gräber hinreichend gesichert, — neolithische
Reste sind für die Gegend nördlich vom Wald aus Pössneck und Camburg, für die
südliche vom Kleinen Gleichberg und vom Brunnberg bei Colberg (AGB. Held-
burg) bezeugt, — doch darf für jene Frühzeit theilweise noch eine nomadische
Lebensweise angesetzt werden. Dichtere Siedelungen, festere Wohnsitze werden
erst in der nächsten vorgeschichtlichen Periode, der Bronzezeit, begründet.
Gräberfunde des älteren Bronzezeitalters — Ende des 2. Jahrtausends sind an
zwei Stellen unserer engeren Heimat bekannt geworden, beide Male an be-
herrschenden Berghöhen, nämlich dem Grossen Dolmar bei Meiningen und dem
Kleinen Gleichberg, der vorgeschichtlich überhaupt die grösste Merkwürdigkeit
unseres Landes darstellt. Einer jüngeren Periode gehören die bronzezeitlichen
Gräber von Dörrensolz (AGB. Wasungen), Gumpelstadt (AGB. Salzungen), Held-
burg und Ummerstadt an, ferner die Hügelgrabstätten in der Kalten Staude bei
Meiningen und bei Grub (AGB. Themar). Dem Bronzezeitalter folgte die soge-
nannte Hall statt- oder ältere Eisenzeit, gekennzeichnet durch Einführung
neuer Kulturformen aus dem vorgeschritteneren Süden Europas und durch das
Aufkommen des Eisens. Nördlich des Thüringerwaldes ist aus diesem Zeitraum
kein Gräberfeld bekannt — auf fränkischem Gebiet aber sind mehrfach Spuren
dieser gesteigerten und reicheren Kulturentwicklung nachgewiesen, so Flachgräber
bei Henfstädt (AGB. Themar), Hügelgräber bei Einödhausen, in der Nähe der
Bau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen. I. 1
Geschichte des Amtsgerichtsbezirks Meiningen.
Von Prof. L. Hertel.
as Dunkel, welches über der Vorzeit des ganzen nördlichen Europas
noch lagert, während über dem Morgenlande schon längst die Sonne
der Kultur aufgegangen war, beginnt erst ganz allmählich zu weichen
und in eine matte Dämmerung überzugehen. Für die jüngere
Steinzeit, deren Ende von den Forschern in die Mitte des
zweiten vorchristlichen Jahrtausends gesetzt zu werden pflegt, ist zwar das Vor-
handensein menschlicher Bewohner in unserem Heimathlande durch Auffindung vor-
geschichtlicher Anbaustätten und Gräber hinreichend gesichert, — neolithische
Reste sind für die Gegend nördlich vom Wald aus Pössneck und Camburg, für die
südliche vom Kleinen Gleichberg und vom Brunnberg bei Colberg (AGB. Held-
burg) bezeugt, — doch darf für jene Frühzeit theilweise noch eine nomadische
Lebensweise angesetzt werden. Dichtere Siedelungen, festere Wohnsitze werden
erst in der nächsten vorgeschichtlichen Periode, der Bronzezeit, begründet.
Gräberfunde des älteren Bronzezeitalters — Ende des 2. Jahrtausends sind an
zwei Stellen unserer engeren Heimat bekannt geworden, beide Male an be-
herrschenden Berghöhen, nämlich dem Grossen Dolmar bei Meiningen und dem
Kleinen Gleichberg, der vorgeschichtlich überhaupt die grösste Merkwürdigkeit
unseres Landes darstellt. Einer jüngeren Periode gehören die bronzezeitlichen
Gräber von Dörrensolz (AGB. Wasungen), Gumpelstadt (AGB. Salzungen), Held-
burg und Ummerstadt an, ferner die Hügelgrabstätten in der Kalten Staude bei
Meiningen und bei Grub (AGB. Themar). Dem Bronzezeitalter folgte die soge-
nannte Hall statt- oder ältere Eisenzeit, gekennzeichnet durch Einführung
neuer Kulturformen aus dem vorgeschritteneren Süden Europas und durch das
Aufkommen des Eisens. Nördlich des Thüringerwaldes ist aus diesem Zeitraum
kein Gräberfeld bekannt — auf fränkischem Gebiet aber sind mehrfach Spuren
dieser gesteigerten und reicheren Kulturentwicklung nachgewiesen, so Flachgräber
bei Henfstädt (AGB. Themar), Hügelgräber bei Einödhausen, in der Nähe der
Bau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen. I. 1