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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0329
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Amalienruhe, 8 km südwestlich von Meiningen gelegener Gutshof in fried-
licher Waldeinsamkeit, am Anfang des Leimbachgründchens. Zur Wüstung
Mehmelsfeld gehörig, trug Amalienruhe früher die Bezeichnung „Mehmelsfelder
Hof" und befand sich zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Besitze der Familie
Baumbach. Von dieser erkaufte es 1718 die Herzogin Elisabeth Sophie, Gemahlin
Ernst Ludwigs L, und erweiterte das Gehöft durch den Bau eines nach ihr
„Sophienlust" genannten Schlösschens. Ihr Gemahl erhob das Besitzthum zu einem
steuerfreien Allodialgut, jedoch ohne dazu die Zustimmung seines Bruders Anton
Ulrich eingeholt zu haben. Die Herzogin verschenkte es 1746 an ihre Nichte,
Herzogin Luise Dorothea von S.-Gotha. Da diese jedoch nicht um die Beleihung
von Seiten des inzwischen zur Alleinregierung gelangten Herzogs Anton Ulrich
nachgesucht hatte, so zog dieser 1748, in den Tagen des gegen Gotha geführten
„Wasunger Krieges", Sophienlust als heimgefallenes Lehen ein und vermachte es
letztwillig seiner Gemahlin Charlotte Amalie, die 1764 davon Besitz ergriff und
seine bisherige Benennung in „Amalienruhe" verwandelte. Die zwischen den beiden
Fürstenhäusern schwebenden Irrungen wurden 1785 durch einen Vergleich be-
endet, worin S.-Gotha das Gut mit Waldung und Fluren förmlich an die herzog-
liche Familie von S.-Meiningen abtrat. — 1815 wurden die Räume des Schlöss-
chens vorübergehend als Lazareth für Krieger eingerichtet. Später war die
Amalienruhe ein vielbesuchter Vergnügungsort der Residenzler; seit 1889 ist sie
im Privatbesitz und ist in demselben Jahr umgebaut worden.

Litteratur: Brückner, Landesk. II, S. 156. — Emmrichs Archiv I, S. 171, II, S. 228.
— Fortgesetzte Chronik II, S. 28, 113. — Meining. Taschenbuch (1805), S. 165. —
Voit, Landesk., S. 225. L. H.

Das SchloSS ist ein zweistöckiges Gebäude, welches im Aeusseren den Ein-
druck eines sehr schlichten, ländlichen Herrenhauses macht. Einige Räume, nament-
lich der Saal im ersten Stock, sind im reichsten Roccocostil ausgestattet, die Stuck-
ornamente sind sichtlich für jeden einzelnen Raum besonders entworfen und freihändig
an Wand und Decke modellirt. Glanzpunkte dieser Decorationskunst sind nament-
lich die Kamine. Der Stil deutet auf die Zeit um 1760—1770. Die Ornamente
mögen von demselben Bildhauer herrühren, welcher die schönen Roccocozimmer
im herzoglichen Schloss zu Meiningen geschaffen hat. Wahrscheinlich haben die
 
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