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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0036
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gegenüber das räumliche Ausmafs der Bildfläche ganz in
den Hintergrund treten mul'ste. Die Betheiligung war
ziemlich grofs, die Refultate dem weitaus gröfsten Theile
nach geradezu kläglich. Nicht eine einzige Kraft von
Bedeutung hatte fich an dem Wettftreite, der nicht etwa
geringe Preife in Ausficht (teilte, betheiligt. Was fonft feit
Jahren fchon an Kunltausftellungs-Placaten gefehen
wurde, will ebenfalls nicht viel heifsen mit Ausnahme des
bekannten Stuck'fchen Minerva-Kopfes, der die Anzeigen
der »Seceffion« fchmückte. Dort war er in Profil gegeben.
Das Placat der internationalen Kunftausltellung zu
München 1897 hat die Göttin um 90 Grad gedreht und
zeigt fie en face. Das Kokettiren mit archaiftifcher Formen-
verdrehung macht die Sache keineswegs beffer. Wel'shalb
verbietet fich bis zur Stunde von felbft. Auf der einen Seite
zuviel redliche, akademifche Anftrengung mit gänzlich
intereffelofen Refultaten, auf der andern die deutliche
Documentirung der Anfchauung, als wäre für öffentliche
Bekanntmachungen die fchlotterigfte Zeichnung gerade
gut genug und in dritter Linie ein vornehmes Zurückhalten
der »Anerkannten« vor dem Schritt »nach abwärts-. Diefes
Exclusivfein-wollen bringt alles andere als frifches Leben
in die Kunlt und erzeugt Stillftand, nicht Fortfehreiten. In
gleichem Sinne wirkt aber noch eine Richtung, die bis zur
Stunde breites Terrain mit Zähigkeit fefthält. Es ift die
Richtung der Nachbeter, die uns modernen Menfchen
fortwährend predigen, nur in der Anlehnung, um nicht zu
fagen Copie der alten Meitter liege das Heil der Zukunft.
Placat von Hans Unger. Aus der Kunl'tanßaU von Wilhelm Hoff mann, Dresden.
die griechifche Göttin immer und immer wieder herhalten
mufs, vielleicht weil Ifar-Athen.....Eine gewiffe con-
ventioneile Auffaffung zeichnete ftets die Berliner Affichen
gleichen Zweckes aus und was die Anzeige der 1896er
Berliner Gewerbe-Ausftellung betrifft, die bekannte, aus
dem Erdreiche hervorwachfende Hand mit dem drohend
erhobenen Hammer, fo erinnerte fie eher an ein gewiffes
geflügeltes Wort als an die Refultate der friedlichen
Arbeit. Andere Concurrenzen, die von einzelnen Firmen
in Dresden, Leipzig, Barmen, Elberfeld, Stuttgart ausge-
fchrieben waren, follen zum Theil beffere Refultate auf-
zuweifen 'gehabt haben. Vom »deutfehen Placat« indefs
zu reden, wie man vom franzöfifchen, vom englifchen,
vom amerikanifchen als typifchen Erfcheinungen fpricht,
Da ift einem fchliefslich die mit etwas Frivolität gefalzene
Art geiftreicher, freier Menfchen taufendmal lieber als die
immer wieder lau aufgewärmten Reminiscenzen an
bedeutende, wirklich grofse Erfcheinungen anderer
Zeiten.
Eine Schöpfung wohlthuend felbftftändiger Art war
die Affiche von Sattler für die Zeitfchrift »Pan«, nicht
weniger zweckentfprechend die in kraftvollen Farb-
gegenfätzen und einfacher Zeichnung gehaltene von Otto
Fifcher für die Dresdener Ausftellung des Jahres 1896,
wogegen die erfte Anzeige der Bayrifchen Landesaus-
stellung in Nürnberg blos einen angehäuften Stillleben-
Wult in Gefellfchaft einer drapirten Gliederpuppe, die
zweite fo etwas wie ein Handwerker-Kinder-Afyl aufwies,
gegenüber das räumliche Ausmafs der Bildfläche ganz in
den Hintergrund treten mul'ste. Die Betheiligung war
ziemlich grofs, die Refultate dem weitaus gröfsten Theile
nach geradezu kläglich. Nicht eine einzige Kraft von
Bedeutung hatte fich an dem Wettftreite, der nicht etwa
geringe Preife in Ausficht (teilte, betheiligt. Was fonft feit
Jahren fchon an Kunltausftellungs-Placaten gefehen
wurde, will ebenfalls nicht viel heifsen mit Ausnahme des
bekannten Stuck'fchen Minerva-Kopfes, der die Anzeigen
der »Seceffion« fchmückte. Dort war er in Profil gegeben.
Das Placat der internationalen Kunftausltellung zu
München 1897 hat die Göttin um 90 Grad gedreht und
zeigt fie en face. Das Kokettiren mit archaiftifcher Formen-
verdrehung macht die Sache keineswegs beffer. Wel'shalb
verbietet fich bis zur Stunde von felbft. Auf der einen Seite
zuviel redliche, akademifche Anftrengung mit gänzlich
intereffelofen Refultaten, auf der andern die deutliche
Documentirung der Anfchauung, als wäre für öffentliche
Bekanntmachungen die fchlotterigfte Zeichnung gerade
gut genug und in dritter Linie ein vornehmes Zurückhalten
der »Anerkannten« vor dem Schritt »nach abwärts-. Diefes
Exclusivfein-wollen bringt alles andere als frifches Leben
in die Kunlt und erzeugt Stillftand, nicht Fortfehreiten. In
gleichem Sinne wirkt aber noch eine Richtung, die bis zur
Stunde breites Terrain mit Zähigkeit fefthält. Es ift die
Richtung der Nachbeter, die uns modernen Menfchen
fortwährend predigen, nur in der Anlehnung, um nicht zu
fagen Copie der alten Meitter liege das Heil der Zukunft.
Placat von Hans Unger. Aus der Kunl'tanßaU von Wilhelm Hoff mann, Dresden.
die griechifche Göttin immer und immer wieder herhalten
mufs, vielleicht weil Ifar-Athen.....Eine gewiffe con-
ventioneile Auffaffung zeichnete ftets die Berliner Affichen
gleichen Zweckes aus und was die Anzeige der 1896er
Berliner Gewerbe-Ausftellung betrifft, die bekannte, aus
dem Erdreiche hervorwachfende Hand mit dem drohend
erhobenen Hammer, fo erinnerte fie eher an ein gewiffes
geflügeltes Wort als an die Refultate der friedlichen
Arbeit. Andere Concurrenzen, die von einzelnen Firmen
in Dresden, Leipzig, Barmen, Elberfeld, Stuttgart ausge-
fchrieben waren, follen zum Theil beffere Refultate auf-
zuweifen 'gehabt haben. Vom »deutfehen Placat« indefs
zu reden, wie man vom franzöfifchen, vom englifchen,
vom amerikanifchen als typifchen Erfcheinungen fpricht,
Da ift einem fchliefslich die mit etwas Frivolität gefalzene
Art geiftreicher, freier Menfchen taufendmal lieber als die
immer wieder lau aufgewärmten Reminiscenzen an
bedeutende, wirklich grofse Erfcheinungen anderer
Zeiten.
Eine Schöpfung wohlthuend felbftftändiger Art war
die Affiche von Sattler für die Zeitfchrift »Pan«, nicht
weniger zweckentfprechend die in kraftvollen Farb-
gegenfätzen und einfacher Zeichnung gehaltene von Otto
Fifcher für die Dresdener Ausftellung des Jahres 1896,
wogegen die erfte Anzeige der Bayrifchen Landesaus-
stellung in Nürnberg blos einen angehäuften Stillleben-
Wult in Gefellfchaft einer drapirten Gliederpuppe, die
zweite fo etwas wie ein Handwerker-Kinder-Afyl aufwies,