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Miethke, Jürgen [Hrsg.]
Geschichte in Heidelberg: 100 Jahre Historisches Seminar, 50 Jahre Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde — Berlin, Heidelberg [u.a.], 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.2741#0103
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Die Mediävistik in Heidelberg seit 1933

Jürgen Miethke*

Von dem knappen halben Jahrhundert der Mediävistik am Heidelberger Histori-
schen Seminar von 1933 bis in den Beginn der achziger Jahre, über das ich hier be-
richten soll, habe ich selber nicht einen Monat als Zeitzeuge in Heidelberg miter-
lebt. Darum sind meiner Annäherung an den Gegenstand schmerzliche Grenzen ge-
setzt. Anlaß zur Klage gibt schon die Quellenlage, zu der ich nur zwei Sätze eines
Aufsatzes von Werner Conze und Dorothee Mußgnug zitieren will: „Zu den darge-
stellten Fragen gibt es fast keine gedruckten Quellen ... Vom Historischen Seminar
sind vor 1945 nur sehr wenige Akten erhalten ... ".' Es liegt mir fem, nun das topi-
sche Klagelied jeden Historikers darüber, daß seine Quellen nicht ausreichen, hier
des längeren und breiteren zu variieren oder gar zu steigern; von vorneherein aber
ist mir zumindest deutlich, daß hier im Saal viele Zuhörer sitzen, die das, was ich
vorstellen möchte, aus eigener Anschauung und Erfahrung kennen und in Erinne-
rung gegenwärtig haben. Ist diese Situation auch dem Zeithistoriker vertraut bis zur
Alltäglichkeit, ist sie dem, der sich im allgemeinen mit längst vergangenen Zeiten
beschäftigt, doch nicht gewohnt. Doch kommen wir zur Sache.

Die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus, die (wie Eike Wolgast
schreibt2) „die Universität Heidelberg mit der Wucht eines Erdbebens erschüttert
und verwüstet" hat, konnte das Historische Seminar nicht unberührt lassen. Rektor
der Universität war für 1932/33 der Neuhistoriker Willy Andreas,3 seit 1923 als
Nachfolger von Hermann Oncken am Seminar tätig. Andreas hat im Wechsel zwi-

* Die Fassung des Vortrags vom 28. November 1989 ist hier leicht überarbeitet und unwe-
sentlich, insbesondere durch die Beigabe von Nachweisen erweitert worden.

1 Werner Conze/Dorothee Mußgnug, Das historische Seminar, in: Heidelberger Jahrbücher
23 (1979) S. 133-152, hier S. 133 Anm. 1.

2 Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg 1386-1986, Heidelberg 1986, hier S. 142, auch
Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Zeit-
schrift mr Geschichte des Oberrhems 135 [NF 96] (1987) S. 359-406. Zur Anfangszeit
ebenfalls mit reichen Informationen Dorothee Mußgnug, Die Universität Heidelberg zu
Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, in: Semper apertus, 600 Jahre Ruprecht-
Karls-Universität, Festschrift, hg. von Wilhelm Doerr, Berlin/Heidelberg/New YorkÄTokyo
1985. Bd. in, S. 464-503.

3 Zu ihm vgl. Eike Wolgast in: Badische Biographien, hg. von Bernhard Ottnad, NF 2, Stutt-
gart 1987, S. 4-7; auch dens., hier in diesem Bande S. 137-143. Für biographische Daten
im allgemeinen recht vollständig Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Ge-
schichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Die Lebrstuhlinhaber für
Geschichte von den Anfangen des Faches bis 1970, Frankfurt a.Main/Bem/New York/Nan-
cy 1984 (21987), auf das hier grundsätzlich verwiesen sei.
 
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