Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 7.1908

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Schaefer, Karl: Hans und Heinrich Lassen - Bremen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23632#0343
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

HANS UND HEINRICH LASSEN-BREMEN

Der ältere der beiden Brüder, Hans Lassen, ist
aus der Baupraxis des Alltags hervorgegangen:
das mehrstöckige Stadthaus, das in seiner unteren
Hälfte Geschäftszwecken dient und darüber einige
Wohnungen enthält, ist die Aufgabe, die er in den
Strassen Bremens am meisten geübt hat. Die im
letzten Jahrzehnt regulierten Hauptstrassen der Alt-
stadt haben einige ihrer besten Neubauten von ihm
erhalten. Der jüngere, Heinrich Lassen, der aus der
W. Kreis-Schule stammt, hat sich 1906 in Dresden
bekannt gemacht durch die Königsberger Diele,
deren Ausbildung ihm als dem Sieger des damaligen
Wettbewerbs übertragen war. Seitdem arbeitet er
besonders an den Innenraumaufgaben mit seinem
Bruder zusammen. Was an der schlichten Sach
lichkeit der Königsberger Diele so allgemein gefiel,
das ist der Hauptvorzugseiner Raumkunstgeblieben;
ein natürliches, wie selbstverständliches Raumemp-
finden, das Ruhe und Ordnung schafft, ein klares
Disponieren und Gliedern an Wänden und Decken,
ein verständiges Einordnen der Möbelstücke in das
Raumganze und ein ungezwungenes Ausnutzen des
Materials für die Farbenstimmung des Raums ist
all diesen Entwürfen eigen. Es ist als steckte eine

alte Ueberlieferung in dieser Art, so beruhigend
sicher geht sie ihres Weges, ohne kühnes Experi-
mentieren, ohne erschreckende Gewaltsamkeiten.
Die eigentlich architektonischen Motive, Fenster-
anordnung, Türbildung, Aufteilung der Wände geben
den Ton an; alle Einzelformen sind ihnen unter-
geordnet, anspruchslos und ruhig. So vertreten die
Brüder Lassen das juste milieu einer Raumkunst,
wie sie das Bürgerhaus unsrer Zeit braucht. — Für
die malerische Ausstattung ihrer Interieurs steht
ihnen übrigens in Leonh. Gunkel eine an sicherem
Takt verwandte, ausgezeichnete Kraft zur Ver-
fiigung. Gunkel kommt aus der Schule Gussmanns
und wirkt seit 1906 als Lehrer an der Schule des
Kunstgewerbe-Museums in Bremen. Von ihm
stammt auch die Aquarelldarstellung derhier wieder-
gegebenen Entwürfe. In bezug auf die Villa Plass-
mann in Brake an der Weser verdient noch er-
wähnt zu werden, dass den Architekten durch die
besonderen Wünsche des Bauherrn nicht die Mög-
lichkeit zu ganz konsequenter Durchbildung ihrer
Absicht gegeben war; am meisten kommt diese in
den Innenräumen zum Ausdruck. V

Dr. K. Schaefer-Bremen.

Hans & Heinridi Lassen, Grundrisse des Hauses Plassmann
 
Annotationen