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320 Exkurs G.

Exkurs G, 8.166.

Über Par^anya im Germanischen,

Ich fürchte, die Slavisten werden denken, ich hätte die
Identität des Par^anya mit dem litauischen Perkunas für sicherer
ausgegeben, als sie wirklich ist. Obgleich ich eine Schwierig-
keit hervorgehoben habe, nämlich den Eintritt der litauischen
gutturalen Tenuis k an Stelle der palatalen Media im Sanskrit,
hätte ich vielleicht noch hinzufügen sollen, dass auch der Über-
gang von Perkuna in das altslavische Perunü nicht frei von
Bedenklichkeiten ist. 6. Krek (Einleitung in die slavische Litte-
raturgeschichte, Graz 1874, S. 101) hält noch immer an der
alten Ableitung von Perunü (Donner) von einer Wurzel pr,
schlagen, fest und hält das k für ein phonetisches Einschiebsel,
wie im lit. arklas = altsl. oralo. Der Name Perkunas scheint
jedoch älter zu sein als die Form ohne k; denn er kommt in den
litauischen Dainos vor (Schleicher, Handbuch der litauischen
Sprache, Bd. D, S. 1 ff.). Im Russischen findet sich der Name
Perun bei Nestor (ungefähr 1100 n. Chr.), während Perkunü
noch in altrussischen Dokumenten aus dem 13. Jahrhundert vor-
kommt (Krek, 1. c, S. 101, n. 3). Alles dies ist schwierig zu
erklären; doch würden sich die slavischen Gelehrten schwer-
lich geneigt fühlen, zwei verschiedene Gottheiten, Perkunü und
Perun, anzunehmen. Hier müssen wir auf weitere Unter-
suchungen warten, namentlich in Bezug auf die Lautgesetze der
slavischen Sprachen.

Aber wenn schon die Identifikation von Par^anya mit Per-
kuna einigen Bedenken unterliegt, so ist dies noch viel mehr
der Fall mit einer anderen Identifikation von Par^ranya mit dem
gotischen fairguni, die zuerst von Grimm in seiner Deutschen
Mythologie vorgeschlagen und, wie man erwarten kann, mit
gewichtigen Gründen unterstützt worden ist. Fairguni bedeutet
im Gotischen Berg, und Grimm meint, dass die Hauptgebirge,
nachdem sie ursprünglich als die Sitze des Donnergottes be-
trachtet waren, im Laufe der Jahre mit seinem Namen benannt
wurden, wie wir von St. Bernhard, anstatt vom Berge des
 
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