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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0007
Mnnchcncr
Ein Carnevals - Blatt. — 6 Nunrmern 18 kr.
Herausgegeben von M. E. Bertram.
Sonntag. K. 30. Januar 1848.
Antrittsrede des Prinzen Carneval für 1848.
EdelgeSorne, wohlgeborne und geborne Herren! Herren vom Hause
der Gemeine» und sehr Gemeinen! Ueberhaupt ansehnliche
und wohlnärrische Versammlung!
Es frcut mich, Euch, die Stützen meines Reiches, wieder so
verlarvt, wie immer vor mir zu sehen. Auch heuer werdet ihr tan-
zen, wie ich pfeife. Die maslirte Stellung, die wir gegenseitig zu
einander einnehmen> ist es, was den Weltfrieden fichert! Auch die-
ses Jahr hat mit dem Carneval begonnen, und wenn alle Jahre
immer nur so närrisch anfangen, dann ist Euch wohl, nnd mir ist
beffer! Vor dreissig Jahren hatten wir drei Theater und ein Leih-
haus; jetzt haben wir drei Leihhäuser und ein Theater! Seht, so
schreitet der Geist des Jahrhunderts zum Besten der Narrheit voran!
Die vielen Eisenbahnen werden bewirken, daß alles Närrische, was
die verschiedenen Höfe und Länder hervorbringen, um so schneller
verbreitet und gefördert wird! Mein Reich gründet flch auf den
solidesten Liberalismus, dcnn die M a s k e n - F r e i h e i t ist die-
jenige, die noch keincn Staat untergraben hat! Die Völker mögen
fich freuen, denn die Stunde der Masken-Freiheit hat geschlagen!
Allen, die voriges Jahr das Bestehende umstürzen wollten, nnd auf
den Bällen austanzten rc., beweisc ich meine närrische Gnade durch
vollkommene Amnestie. Aber die Frevler mögen fich hüten, denn
auch diese Amnestie ist wie jede andere nur einc maskirte Verfolg-
ung- Edle, verkappte Hcrren! Noch einen Vorschlag will ich Euch
machen. Auf daß alle Wünsche schneller zu mir gelangen, werdet
Jh,- dei ärgsten Narren aus Euch, deren anerkannte Tollheit längst
vas aügemeinste Vertrauen genießt, answählen. So langsam und
Ein Carnevals - Blatt. — 6 Nunrmern 18 kr.
Herausgegeben von M. E. Bertram.
Sonntag. K. 30. Januar 1848.
Antrittsrede des Prinzen Carneval für 1848.
EdelgeSorne, wohlgeborne und geborne Herren! Herren vom Hause
der Gemeine» und sehr Gemeinen! Ueberhaupt ansehnliche
und wohlnärrische Versammlung!
Es frcut mich, Euch, die Stützen meines Reiches, wieder so
verlarvt, wie immer vor mir zu sehen. Auch heuer werdet ihr tan-
zen, wie ich pfeife. Die maslirte Stellung, die wir gegenseitig zu
einander einnehmen> ist es, was den Weltfrieden fichert! Auch die-
ses Jahr hat mit dem Carneval begonnen, und wenn alle Jahre
immer nur so närrisch anfangen, dann ist Euch wohl, nnd mir ist
beffer! Vor dreissig Jahren hatten wir drei Theater und ein Leih-
haus; jetzt haben wir drei Leihhäuser und ein Theater! Seht, so
schreitet der Geist des Jahrhunderts zum Besten der Narrheit voran!
Die vielen Eisenbahnen werden bewirken, daß alles Närrische, was
die verschiedenen Höfe und Länder hervorbringen, um so schneller
verbreitet und gefördert wird! Mein Reich gründet flch auf den
solidesten Liberalismus, dcnn die M a s k e n - F r e i h e i t ist die-
jenige, die noch keincn Staat untergraben hat! Die Völker mögen
fich freuen, denn die Stunde der Masken-Freiheit hat geschlagen!
Allen, die voriges Jahr das Bestehende umstürzen wollten, nnd auf
den Bällen austanzten rc., beweisc ich meine närrische Gnade durch
vollkommene Amnestie. Aber die Frevler mögen fich hüten, denn
auch diese Amnestie ist wie jede andere nur einc maskirte Verfolg-
ung- Edle, verkappte Hcrren! Noch einen Vorschlag will ich Euch
machen. Auf daß alle Wünsche schneller zu mir gelangen, werdet
Jh,- dei ärgsten Narren aus Euch, deren anerkannte Tollheit längst
vas aügemeinste Vertrauen genießt, answählen. So langsam und