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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0241
Münchener
Eln satyrisches Origlnalblatt von M. E. Schleich.
Ganzjährig 2 fl„ halbj. 1 fl„ vicrtelj 30 kr„ einzclne Nummern 3 kr.
Vierter Band.
Sonntag. 13. JuU 1851.
Kleine DilauÄereien
aus der Ferne.
Paris, 4. Iuli 1851.
Älso zur Erholung nach Paris! — Welche Erholung! — Wer. um
frische Luft zu schöpfen. einen Sturmwind abwartet; wer. um sich die
Hände zu wärmen, in einen Gluthofcn siürzt; wer, um rechtzeitig geweckt
zu werden, dcn Generalmarsch i„ seinem Zimmer schlagen läßt - mit
einem Wort: weffen Gaumen nicht gekitzelt, sondern gekratzt; weffen
Auge nicht erfreut, sondern geblendct; weffen Ohr nicht gespeis't, sondern
bis zum Uebermaaß voll gepfropft sein will — der gehe zur Erholun g
nach Paris. — Jn dkesem ungeheuern Steinhaufen, von welchem Herr
Profeffor Gruithuisen behauptct, man könne ihn vom Monde auS sehen,
bewegen sich Tag für Tag 13 huiwert tausend vernünftige Ameisen hin
und her, und man möchte närrisch werden bei dem Gedanken, daß die
Vorsehung sich um all diese armen und reichen, dummcn und gescheidten
KLsemilbcn bekümmert. Der liebe Gott braucht cin Mikroskop, welches
undenkbare Millarden Mal vergrößert, um bic politischen und sozialen
oder gar die religiösen Unterschiedc dieser Jnfusionsmenschlein zu bemer-
ken. — Da sehc ich eben zahllose Mücken in einem Sonnensirahl tauzen,
und nun sage mir einer: „Diese Mücke da ist unter ihresgleichen ein Ge-
lehrter, diese ist ein Offizier, das isi eine junge oder alte oder schöne
Mücke," oder gar: „Das ist einc Mückc von edlem Geblüt!" — Wie
würde ich lachen, und in einem Augenblick diese ganze staatliche Ordnung
über den Haufen niesen! Ein so bestügeltes Sonnenstäubchen ist aber ein
wahrer Riise im Vergleich zu jencr Winzigkeit, in der wir Menschen dcm
lieben Gott erscheinen müffen. Man denke sich ein noch so großes, mit
Eln satyrisches Origlnalblatt von M. E. Schleich.
Ganzjährig 2 fl„ halbj. 1 fl„ vicrtelj 30 kr„ einzclne Nummern 3 kr.
Vierter Band.
Sonntag. 13. JuU 1851.
Kleine DilauÄereien
aus der Ferne.
Paris, 4. Iuli 1851.
Älso zur Erholung nach Paris! — Welche Erholung! — Wer. um
frische Luft zu schöpfen. einen Sturmwind abwartet; wer. um sich die
Hände zu wärmen, in einen Gluthofcn siürzt; wer, um rechtzeitig geweckt
zu werden, dcn Generalmarsch i„ seinem Zimmer schlagen läßt - mit
einem Wort: weffen Gaumen nicht gekitzelt, sondern gekratzt; weffen
Auge nicht erfreut, sondern geblendct; weffen Ohr nicht gespeis't, sondern
bis zum Uebermaaß voll gepfropft sein will — der gehe zur Erholun g
nach Paris. — Jn dkesem ungeheuern Steinhaufen, von welchem Herr
Profeffor Gruithuisen behauptct, man könne ihn vom Monde auS sehen,
bewegen sich Tag für Tag 13 huiwert tausend vernünftige Ameisen hin
und her, und man möchte närrisch werden bei dem Gedanken, daß die
Vorsehung sich um all diese armen und reichen, dummcn und gescheidten
KLsemilbcn bekümmert. Der liebe Gott braucht cin Mikroskop, welches
undenkbare Millarden Mal vergrößert, um bic politischen und sozialen
oder gar die religiösen Unterschiedc dieser Jnfusionsmenschlein zu bemer-
ken. — Da sehc ich eben zahllose Mücken in einem Sonnensirahl tauzen,
und nun sage mir einer: „Diese Mücke da ist unter ihresgleichen ein Ge-
lehrter, diese ist ein Offizier, das isi eine junge oder alte oder schöne
Mücke," oder gar: „Das ist einc Mückc von edlem Geblüt!" — Wie
würde ich lachen, und in einem Augenblick diese ganze staatliche Ordnung
über den Haufen niesen! Ein so bestügeltes Sonnenstäubchen ist aber ein
wahrer Riise im Vergleich zu jencr Winzigkeit, in der wir Menschen dcm
lieben Gott erscheinen müffen. Man denke sich ein noch so großes, mit