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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 17
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Linde, Hermann: Ueber das Restaurieren alter Gemälde, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0069
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München, 18. Mai 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint <4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IV. Jahrg. Nr. 17.

Inhalt: Ueber das Restaurieren aiter Gemälde. Von Herrn. Linde. — Zur Chemie des japanischen Lackes.
Von Dr. Heinrich Pudor. (Schluss.) — Dr. Genthes Uviot-Oei. — Wiederhersteiiung der antiken
Kausis ?

Ueber das Restaurieren alter Gemälde.
Von Herrn. Linde.

Die in den „Kunsttechn. Blättern" erschienenen
Erwiderungen über die Frage, ob alte Gemälde
restauriert werden sollen oder nicht, haben, so-
weit diese Aeusserungen nicht von Konservatoren
stammen, zum Teil mein Befremden erregt, da
ich annahm, dass jeder Maler ein ausgesprochener
Feind des Restaurierens sein müsse, wenn es in
der Art betrieben wird, wie ich es in meinen
Artikeln besprochen habe: nämlich durch zu
gründliche Abnahme des alten Lackes, durch
Hineinmalen in die Bilder, Auffrischen der Farben
durch Lasuren und Firnissen mit gefärbtem Lack. Ist
es wirklich nötig, über diese Punkte zu diskutieren?
Dass hin und wieder ein Bild durch Auf-
spannen auf neue Leinwand oder Töten des Holz-
wurms erhalten wurde, war in meinem ersten
Artikel bereits zugegeben. Tatsache ist aber
leider, dass in vielen Galerien um ein oder des

anderen kranken Bildes wegen die sämtlichen
Bilder daran glauben mussten, in welchem Zu-
stande sie sich auch befanden! Ist es da nicht
besser, ein Bild in schlechtem Zustande zu lassen,
als ganze Museen durch unnützes Bearbeiten der
Bilder zu entwerten? Denn dass die Bilder in
den meisten Fällen durch das Restaurieren ent-
wertet werden, lehrt der Vergleich restaurierter
und unrestaurierter Bilder nur gar zu deutlich.
Zum Beweise dieser letzten Behauptung sollen
hier die Gemälde der durchweg restaurierten
Pinakothek denen derselben Meister, die sich im
Frankfurter Städelschen Institut sowie in der
Braunschweiger Galerie befinden, gegenübergestellt
werden. Es wäre wünschenswert, wenn sich recht
viele an der Hand solcher Gegenüberstellungen
ein klares Bild machen würden, welche Wirkungen
das Restaurieren auf die Bilder hat.

Nr.
Name des Meisters
Augenscheinlich restaurierte Bilder
der Pinakothek in München*)
Unrestaurierte Bilder,
zu Nr. 1 — 11 im Braunschweiger Museum,
zu Nr. :2—23 im Städelschen Institut
in Frankfurt
1
Barth. Bruyn
Nr. 68—72. Altarbild, in defektem Zu-
stande, zeigt starke Sprünge und
Risse
Nr. 14. u. 13. Bildnisse, sehr schön in
Farbe und Ton, nicht gerissen.
2
Karel Dujardin
,, 477. Hirtenknabe mit Ziegen, ge-
rissen
„ 374. David, unvergleichlich schöner
im Ton.
3
Lucas von Leyden
„ 148 u. 149. In beide Gemälde
hineinretouchiert
„ 160. Selbstbildnis, J vorzüglich
Landschaft, J erhalten.
4
Jean Baptista Weenix
,, 633 u. 634. Beide Gemälde gering
an Qualitäten
Lautenspieler, voller Qualitäten.
 
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