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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 22
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Makarts Maltechnik, [2]
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Pudor, Heinrich: Damaszener Arbeiten in Japan
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0090
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86

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 22.

so dass ich diese Gelegenheit benützen wiii, das
Meinige zur Richtigstellung beizutragen. Es findet
sich da u. a. S. II folgende Stelle:
„Als ein Beispiel, wie unzweckmässig, ja
geradezu widersinnig Makarts Malweise war,
und wie schnell seine herrlichen Schöpfungen
der Zerstörung anheimfielen, mag ein Gescheh-
nis illustrieren, dessen Augenzeuge ich ge-
wesen bin.
„Zur Zeit der Wiener Weltausstellung im
Jahre 1873 hatte Makart seine jetzt in der
Nationalgalerie zu Berlin befindliche ,Catharina
Cornaro' vollendet und in einem Saal des
Wiener Künstlerhauses ausgestellt. Damals
besass das Bild einen solchen Farbenzauber,
der sich — ich glaube nicht zu viel zu sagen
und hoffe, dass sich Zeitgenossen finden, die
mein Urteil teilen — nur mit Rembrandts
,Nachtwache' im Ryksmuseum zu Amsterdam
vergleichen liess. Noch heute steht das uner-
reichte Werk des alten Meisters, das einst
seine Zeitgenossen ablehnten, in unverminderter
Schönheit da, wogegen Makarts ,Catharina
Cornaro' nur noch einen schwachen Abglanz
seines einstigen Reizes bietet. Und die Ur-
sache dieser verhältnismässig raschen Verände-
rung trat schon beim ersten Erscheinen dieses
gross angelegten Werkes zutage. Denn auf
dem Fussboden unterhalb des Bildes lag
in seiner ganzen Breite eine dicke As-
phalt Schicht, die von dem Bilde herunter-
getropft war. Er hatte das schwer
trocknende Asphalt in solcher Menge
verwendet, dass die dünne Haut, die
sich über diese Farbenschichten gebil-
det hatte, nicht imstande war, die
darunterliegenden,sich noch in flüssigem
Zustande befindlichen Farbteile festzu-
halten. Der Untergang dieses Bildes
war also schon bei seinem Entstehen be-
siegelt." —
Aber, Herr Kollege, wie stellen Sie sich das
vor? Wenn der Asphalt noch so nass war, um
unter der dünnen Farbenschicht herunter-
zutropfen, so. hätte doch diese selbst mit
herunterfliessen müssen!! Nicht nur der
Asphalt allein hätte heruntertropfen müssen,
sondern mit ihm wäre die ganze Farbschicht auf
dem Fussboden unterhalb des Bildes gelegen.
Das ist doch physikalisch nicht anders denkbar!
Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit kommt
der Autor des genannten Buches auf S. 16 noch
einmal auf den Fall Makart zu sprechen und
zitiert einen von J. L. Unterzeichneten Artikel der
„Nationalzeitung'! vom IO. Oktober 1884, in dem
die obige Beobachtung fast wörtlich wiederholt
wird. In gesperrtem Druck ist da zu lesen:
„Um die schmelzende (!) Glut der Farben
zu erreichen, machte er (Makart) im Uebermass

von der Untermalung mit Asphalt Gebrauch,
der erfahrungsgemäss nie vollständig trocknet,
sondern eine Art von selbständigem Leben
unter der Oberfläche führt. Bei der hastigen
Art, mit welcher Makart die Riesenflächen
seiner Schaugemälde bedeckte, wurde selbst nicht
die gewöhnliche Sorgfalt angewendet, und so
habe ich es selbst gesehen, dass der
unter den Farben heraussickernde As-
phalt in langer schwarzer Rinne den Boden
von einem seit kurzem ausgestellten Bilde be-
deckt, während die obere Farbschicht von Rissen
völlig durchfurcht war und sich abzuheben be-
gann." —.
Man sieht aus dieser Darstellung, was sich
der Zeitungsschreiber an Uebertreibungen geleistet
hat. Der angeblich unter den Farben heraus-
sickernde Asphalt kommt aber von nichts anderem
her, als von der im letzten Moment aufgetragenen
Generallasur, die Makart jedenfalls sehr eilig und
sehr dünn gegeben hat, so dass auch Asphalt
vom Pinsel abtropfte und den Boden vor dem
ausgestellten Bilde beschmutzte.
Ein treffendes Gegenstück zu dieser journa-
listischen Uebertreibung möchte ich hier gleich
anfügen. In „Westermanns Monatsheften" war
auch einmal ein Artikel über Makarts schleuder-
hafte Malweise zu lesen. Der Autor, dessen Name
mir nicht mehr erinnerlich ist, schrieb von dem
desolaten Zustande, in dem sich Makarts „Sieben
Todsünden" befänden, wobei die Farben sich vom
Grunde derartig ablösten, dass der Diener des
Besitzers genötigt wäre, „täglich" die auf dem
Boden befindlichen herabgefallenen Stücke
hinauszukehren! Ich hatte auch von diesem
Artikel gehört, denn die Geschichte machte die
Runde in allen Ateliers und da ich eine Fahrt
nach Italien vorhatte, bat ich Makart um eine
Empfehlung an den „glücklichen" Besitzer des
Bildes, den Konsul Horace Landau in Florenz.
(Fortsetzung folgt.)
Damaszener Arbeiten in Japan.
Die Schwerter von Damaskus und der künst-
lerische Schmuck ihrer Klingen haben bekanntlich
einer ganz bestimmten Metallarbeit den Namen
gegeben. Aber ähnlich, \yie man in England
jedes Porzellan „China" nennt, obwohl es in
Dänemark erzeugt sein kann, und wie man nicht
an Kalkutta denkt, wenn man Kaliko kauft, so
sucht man die schönste Damaszener Arbeit heute
nicht in Syrien, sondern in Japan. Der Sitz dieser
Industrie war in den Feudalzeiten die alte Haupt-
stadt Kioto, aus der elfhundert Jahre lang jede
künstlerische Anregung hervorging. Auch die
Damaszener Arbeit blühte in Kioto dreihundert
Jahre lang — heute wird die raffinierteste Gold-
einlegearbeit von etwa einem Dutzend Arbeitern
in drei kleinen Werkstätten in einem weltver-
 
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