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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Migge, Leberecht: Das grüne Dach
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0244
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Bild 30: DACHGARTEN am Wohnhaus Sonnen-
hof, Worpswede. Architekt Leberecht Mlgge

DAS GRÜNE DACH

Von Leberecht Migge, Architekt für Gartenbau und Siedlung, Worpswede

Es fcheint ficher, das fich das flache Dach aus wirtfchaftlichen Gründen fehliefj-
lich allgemein durchlesen wird. Es ift auch möglich, darj die durch diele Ab-
deckung hervorgerufenen befonderen Bauformen abfolut neue Wege der
reinen Architektur eröffnen werden. — Aber ob teuer oder billig, fchön oder
unfehön: das letjte Kriterium des flachen Daches wird, jedenfalls in unferen
Zonen, das begrünte Dach fein.

Das gilt beftimmt vom flach gedeckten Wohnhaufe. Der durch unferen ge-
funkenen und auf lange nieder gehaltenen Lebensftandard grundfätjlich be-
fchränkten Wohnraum für den Einzelnen bewirkt praktifch ein immer ärger
werdendes Zufammendrängen der Maffen. Der Lebensraum der refpektiven
Mitmenfchen, den die Natur genormt hat, läfjt fich nicht ohne Gefahr für das
Individuum und damit für die Gefellfchaft beliebig beengen. Das trifft auch
für das Reihen-Kleinhaus zu, das heute glücklich auf 5 m oder weniger an-
gelangt ift, mit feinem Refpektwimpel von Garten.

In diefer wahren Raumnot kommt das flache Dach zuuns wie ein Erlöfer. Warum
gehen wir nicht einfach hinauf, dorthin, wo ohnedies die hellfte Sonne und der
frifchefte Wind ift? Hier oben laffen fich felbft bei befchränktefter Fläche allein
jene kleinen Sicherungen vor Blick, Lärm und Geruch fchaffen, vor dem Dunft-

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