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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0009
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LEBER

DIE CHRISTLICHE KUNST IN SPANIEN.

Opaniens Kunst hat sich fast zu allen Zeiten den Ein-
flüssen von Aussen ergeben, es kann daher von einer allmäh-
ligen, naturgemässen Entwicklung einer den Spaniern eigen-
thümlichen Kunst kaum die Rede sein. Man könnte beinahe
selbst sagen, dass nur die Monumente der allerältesten Zeit
und dann die Sculpturen und Malereien des 17. Jahrhunderts
ein rein nationales Gepräge haben: nämlich einestheils die
räthselhaften Thiergestalten von Granit, welche, sich nur in
Alt-Castilien zerstreut vorfindend, wahrscheinlich Werke der
Urvölker jenes Landes sind, *) und anderentheils die in esto-

*) Diese unförmlichen, sehr roh gearbeiteten Gebilde haben in der
Regel eine Länge von 5 bis 6 Fuss und stehen auf Plinthen, oder starken
Platten ohne Schrift. Sie stellen zum Theil Stiere vor; andere haben Köpfe
gleich denen der Widder, aber ohne Hörner; mehrere sehen Schweinen
ähnlich ; ein Schwanz ist aber nur bei den Stieren angedeutet; im Ganzen
haben sie alle gleiche Gestalt, ähnlich einem jungen Hippopotamos. Der
.Schriftsteller Gil D'Avila zählte deren in Alt-Castilien im Jahr 1597 noch
63, während Somorrostro im Jahr 1820 deren nur noch 37 vorfand.
Ueber Alter, Herkunft und Bedeutung dieser Thiersculpturen ist viel ge-
schrieben, aber nichts darüber Aufklärendes entdeckt worden. Die Spanier
nennen sie nach einigen Exemplaren im Weingarten des Klosters Guisando
„Toros de Guisando", und zwei dieser Granilfiguren auf dem Platz zu Se-
govia werden für Schweine gehalten, und das eine männliche „Marrano de
piedra" das kleinere, dessen Geschlecht nicht mehr kenntlich ist, „Marrana"
genannt. Auf der Brücke zu Salamanca befand sich ein Stier, und in Avila
sah ich sieben der verschiedenen Gattungen in den Strassen, Höfen und
selbst im Felde vor der Stadt zerstreut stehen.

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