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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0039
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Bevölkerung gereichen, besitzen wir bis jetzt kein wissen-
schaftlich behandeltes Werk. Der Architekt Motlies aus
Leipzig hat jedoch verflossenes Jahr hierüber umfassende
Studien gemacht, die uns hoffen lassen, dass wir durch ihn
interessante Aufschlüsse über diesen Gegenstand erhalten
werden.

II. BILDHÄUERKUNST.

Wie in der Kirchenbaukunst die Spanier jenen Richtun-
gen folgten, welche allgemein in der römisch-katholischen
Christenheit üblich waren, so war dieses auch in ihren Wer-
ken der Sculptur, wenngleich mit einer Beimischung natio-
naler Eigenthümlichkeit, der Fall; diese bestand hauptsäch-
lich bis zum 16. Jahrhundert in einem würdevollen Ernst in
den Charakteren ihrer Figuren und einer grossartigen Ein-
fachheit in der Gewandung, während die Ausführung oft etwas
roh ausfiel.

Höchst eigenthümlich ist ihre Sculptur in Holz des 17.
Jahrhunderts von den kleinsten bis oft Überlebensgrossen Fi-
guren, die mit vieler Sorgfalt vergoldet, bemalt und durch
ein besonderes Verfahren geglättet worden, was die Spanier
„estofado" nennen, und wodurch die Oberfläche ein beinahe
emailleartiges Ansehen erhielt. Eine Kunst, die jetzt ganz
verloren gegangen scheint.

Aus Mangel an grösseren Bildhauerarbeiten des frühesten
Mittelalters wenden wir uns zur Betrachtung einiger kleineren
Arbeiten jener Zeit. — An den zu Oviedo*) und Salamanca
im Kirchenschatz aufbewahrten Reliquien des 9. bis 11. Jahr-
hunderts zeigt sich eine ganz ähnliche Behandlung des Metalls
und Elfenbeins, wie an den Werken jener Zeit in Deutsch-
land. Das angeblich von Engeln gefertigte Kreuz zu Oviedo,
von gleich langen Armen, ist mit Steinen ohne Facettenschliff

*) Da ich in dieser Stadt nicht gewesen, sich hier aber die ältesten
Reliquien befinden, so benutzte ich die in Murray's Handbook gegebenen
Notizen hierüber.
 
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