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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0057
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selten vorkommt. In der Sakristei der Kathedrale zu Gra-
nada befinden sich einige Statuetten von ihm, unter de-
nen die Conception, ein wahrhaft bezauberndes Werk in
kleinem Maassstabe, kaum einen Fuss hoch, zuerst ge-
nannt zu werden verdient. Das anmuthige Köpfchen der
Maria ist von hinreissender Lieblichkeit, die schönen Hände,
demuthsvoll gefaltet, sind von der grössten Feinheit in
der Ausführung und die Färbung im Allgemeinen hat etwas
überirdisch Klares. — Die Maria einer zweiten Conception
ist ernster gehalten; voll Würde und Einfalt; auch das Ge-
wand ist grossartiger, als an der ersten Figur. In den Wol-
ken zu ihren Füssen schweben vier Engelsknaben und drei
Engelsköpfchen, in der Art wie sie Murillo in seinen Bildern
anzubringen pflegte; auch sind die Gewänder, wie bei ihm,
weiss und blau. — Weniger fein in der Behandlung ist eine
kleine sitzende heil. Jungfrau, mit dem Christkind auf dem
Schooss, wenn auch sonst sehr hübsch; das Gewand aber
ist zu bauschig. — Von guter Arbeit finden wir hier noch
zwei heilige Franciskaner-Statuetten, Petro de Candara, mit
einer Taube, und S. Anton von Padua, das Christkind im
Arme haltend. — Sehr merkwürdig sind zwei colossale Bü-
sten, welche Alonso Cano in Kork geschnitten (nach Andern
in Thon modellirt) und in estofado bemalt hat. Beide Köpfe
sind sehr schön und grossarlig in Zeichnung und den Charak-
teren. Nach den Traditionen stellen sie Adam und Eva vor;
da sie jedoch, vielleicht durch die Geistlichkeit erst später, mit
theilweis vergoldeten Gewändern bekleidet worden sind, so
gleichen sie vielmehr denen eines jungen Heldenpaares. Alonso
Cano wollte sich bei seinen Lebzeiten nie von diesen Wer-
ken trennen und erst nach seinem Tode schenkten sie seine
Erben dem Domkapitel, welches ihnen einen sehr hoben
Platz oben an den Pfeilern beim Eingang zum Chor, in zwei
runden Nischen einen ziemlich ungünstigen Platz angewiesen.
Welchen hohen Werth unser Meister auf diese seine Arbeit
legte, scheint auch aus einem Bildniss hervorzugehen, wel-
ches sein Freund und Mitschüler Velasquez von ihm gemalt

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