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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0130
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stellen. Hier wird der Zeichenunterricht nach dem lebenden
Modell Morgens von 8 bis 10 Uhr täglich ertheilt und
hierauf der im Malen von 10 bis 12 Uhr. Die übrige Zeit
verwenden die Malerzöglinge zum Copiren nach älteren Ge-
mälden , wobei ohne alle vorbereitende Aufzeichnung sogleich
auf die Leinwand gemalt wird. Die Architekturschule lehrt
sehr akademisch, noch trauriger sieht es mit der der
Sculptur aus. Der einzige Kupferstecher, der als ein Künst-
ler gelten kann, hat seit 30 Jahren keinen Kupferstich heraus-
gegeben; die Stempelschneider sind, wie die Münzen zeigen,
ganz erbärmlich, und als neulich ein Franzose einen schönen
Stempel für die Münze anbot, wurde so lange intriguirt, J>is
sein Antrag von der Regierung abgewiesen wurde und er
Spanien des Friedens halber verlassen musste. — In Sevilla
haben Präsident und Professoren seit Jahren Berathungen
gepflogen, wie ihre Akademie besser einzurichten sei, nach
spanischer Indolenz blieb aber Alles vorerst im provisorischen
Zustande, nach welchem im Sommerseinester während drei
Monaten täglich 4 Stunden nach dem lebenden Modell gemalt
wird, während im Winter ebenso der Zeichenunterricht nach
demselben stattfindet. — Für alle Akademien sind zum Nach-
zeichnen Gypsabgüsse von guten antiken Statuen (die hier
alle zur Geschlechtslosigkeit verstümmelt sind) angeschafft
worden, sind aber, nach spanischer Sitte, so stark mit Kalk
übertüncht, dass alle einzelnen Theile ganz stumpf gewor-
den ; und hiernach soll studirt, das Künstlerauge gebildet wer-
den! — Die Vorlegblätter, nach welchen die Zöglinge zeich-
nen, bestehen in Pariser Lithographien, namentlich in Blu-
menstücken, nach welchen ich in langen Räumen ehemaliger
Klöster eine grosse Zahl junger Männer zeichnen gesehen,
um, wie man glaubt, ihren Geschmack für Ornamentik zu
bilden. Der Zudrang zu diesen fast spielenden Beschäftigungen
ist übrigens sehr gross und sollen sich in den 15 Akademien
an 14,000 Zöglinge befinden. In Granada ist nur eine Zeichen-
Akademie, deren Präsident, ein guter Portraitmaler, nur die
Verpflichtung hat, im Zeichnen Unterricht zu geben, daher
 
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