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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0186
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rechts, wie der Leichnam Christi von den Seinen beweint
wird. Oben in der Mitteltafel sitzt Christus zum Weltge-
richte, Maria und Johannes der Täufer zu seinen Seiten und
unten die Auferstehenden. Auf fliegenden Bändern stehen
die Worte: SVRGiTE MORTVI. und VENITE AD IVDICIV.
Auf der Weltkugel zu Christi Füssen, die in drei Theile ge-
theilt ist, werden die Welttheile ASIA, EVROPA und AFRICA
genannt. In der einen Tafel zur Seite führt S. Peter die Er-
lösten zur Himmelspforte ein; auf der andern bildet der Ra-
chen eines colossalen Ungeheuers den Eingang zur Hölle, in
welchen die Verdammten gestürzt werden. Die Arbeit an
diesen Emaillen ist überaus fein, in der Art des Jean Pe-
nicaud dem Aeltern aus Limoges behandelt. Die Figuren
sind zum Theil etwas reliefartig aus den Kupfertafeln heraus-
getrieben; die Zeichnung des Nackten ist weich; die Carna-
tion zieht in's Rothgraue und hat weisse Lichter; die scharf
gebrochenen Gewänder sind entweder blau, roth, grün oder
braungrau mit Lichtern in Gold schraffirt; auch sonst in den
Haaren befinden sich goldene Lichter und golden sind die
kleinen Wolken und die Sterne am dunkelblauen Himmel. Da
der gran Capitan in Dalien siegreich gegen die Franzosen ge-
kämpft, so dürfte das kostbare Hausaltärchen zur Beute ge-
hört haben, die er von jenen gemacht. Es ist zu bedauern,
dass die Emailletafeln nicht mehr in ihrer ursprünglichen
Fassung sind, welche uns wahrscheinlich Aufscbluss über den
Verfertiger und den ersten Besitzer würde gegeben haben.
Ralienischen Ursprungs, wie Herr von Quandt in seinen
„Beobachtungen und Phantasien auf einer Reise durch Spa-
nien im Jahr 1846", dieses Emaillewerk zu halten geneigt
scheint, ist es sicher nicht, indem es ganz das Gepräge der
französischen Behandlungsweise an sich trägt, mir auch nie
italienische Emaillearbeiten dieser Art bekannt geworden sind.
 
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