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Stiller, Hermann
Altertümer von Pergamon (Band V,2, Text): Das Traianeum — Berlin, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.917#0056
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sührung ist zu bemerken, dass die Säulenbaien und die unteren Säulentrommeln nur zur
Hälfte bearbeitet waren und mit den Bossen nach dem Peribolos zu standen (Taf. XVIII).
Auf der zweiten und obersten Stufe fanden sich ähnliche Schlitzlöcher wie bei
der Osthalle vor, desgleichen der Einschnitt in die Nordmauer, woraus auch bei dieser
Halle auf einen Gitterabschluss zu schliessen ist.
Fragmente von Marmorplatten sowie Fussgesimse geben über die Wandverkleidung
Ausschluss. Säulenschäfte, Kapitelle und Gebälke sind den bereits beschriebenen der Ost-
halle gleich.
Durch die Funde auf der Theaterterrasse konnte, wie bereits bei Besprechung der
Osthalle dargelegt, der Hallenabschluss nach Süden hergestellt werden; denn Weil- und
Osthalle, ihrem Grundrisse nach symmetrische Anlagen mit anschliessenden Flügelbauten,
gleiche Architekturteile aufweisend, werden auch gleichen Aufbau, gleiche Hallen-
abschlüsse und Kopfbauten gehabt haben. Welchem Zwecke das an die Westhalle an-
schliessende vordere Gemach einst diente und in welcher Art der Zugang hergestellt war,
konnte nicht festgestellt werden, da die Zerstörung auf der Westseite eine zu weit-
gehende ist.

Material und Das Material, aus welchem alle Unterbauten aufgeführt sind, ist der Trachyt des
Technik. Stadtberges und der umliegenden Höhen. Zur Verkleidung der Krepis des Tempels
und für den gesamten Aufbau des Tempels und der Hallen wurde ein grobkörniger
weisser Marmor verwandt, dessen Struktur eine energische und reiche Detaillierung
möglich machte, ja forderte. Mit einer für unsere heutigen Anschauungen weitgehenden
Solidität, welche Hochachtung vor dem technischen Können und der Gewissenhaftigkeit
der alten Baumeister erzwingt, ist Verklammerung und Verdübelung in weitgehendem
Masse durchgeführt worden. Besondere Ausführungen über die Klammer- und Dübef-
sormen hier folgen zu lassen, erscheint nicht geboten, da eigentümliche Verbindungen
nicht vorkamen und die üblichen genügend bekannt sind. Die Dübel waren meistens
ausgebrochen, nur an einzelnen Stellen fanden sich die in Blei sitzenden Eisendübel, an
einem Stück auch ein Bronzedübel vor.
Ein System durchgeführter Versatzmarken war im Gegensatze gegen das auch bei
der Exedra des Attalos in Anwendung gekommene Verfahren der Königszeit nicht vor-
handen. Vereinzelt fand sich auf der Unterssäche einer Säulentrommel ein E, auf der
Unterfläche eines Architravstückes ein B vor.
Endlich ist zu erwähnen, dass in den Tiefen verzierter Architekturteile sich Farb-
spuren erkennen liessen, ein gelbrötlicher Ton, der eher auf einen Anstrich als auf eine
detaillierte Bemalung des Tempels hinweist.
 
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