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Prinzhorn, Hans
Bildnerei der Gefangenen: Studie zur bildnerischen Gestaltung Ungeübter — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.11508#0009
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VORWORT.

Priese Studie ist als Parallele und Ergänzung zur „Bildnerei der Geistes-
kranken" gemeint. Dort wurde Seite 292—294 die Zeichenweise un-
geübter, gesunder Erwachsener kurz erörtert, ihre Ähnlichkeit und Ver-
schiedenheit im Vergleich mit den Zeichnungen der Geisteskranken, ihre
kindliche Grundeinstellung, ihre Neigung zur Bilderschrift. Dabei mußte
auf die bildliche Entäußerung der Gefangenen hingewiesen werden. Diese
bekritzeln gern die Wände der Zellen, benutzen in Tatuierungen und Gauner-
zinken eine Art symbolischer Schriftsprache und neigen in der Abgeschieden-
heit ihres Gefängnislebens mehr zu unbefangener Kundgabe ihrer Innenwelt
mit Stift und Papier als wir in bürgerliche Berufe mit ihren zahllosen
bindenden Verrichtungen eingespannten Staatsbürger. Die erste Absicht dieser
Studie geht also einfach darauf aus, die in der „Bildnerei der Geisteskranken"
bewährten gestaltungspsychologischen Gesichtspunkte an einem andersartigen,
aber in sich auch ziemlich einheitlichen Bildmaterial zu erproben. Es sei
von vornherein gesagt, daß dieses Material weitaus nicht so ergiebig ist,
wie es jenes war. Aber immerhin hoffen wir, diesen zweiten kleineren Um-
wegschritt zu einer allgemeinen Psychologie der bildnerischen Gestaltung
ebenso auswerten zu können wie jenen ersten.

Neben diesem mehr formalen theoretischen Ziel besteht aber auch bei
diesem Material das andere, anschauliche und inhaltliche, zu Recht: mittels
dieser Bildwerke einen Einblick in die Welt des Gefangenen zu gewinnen.
Dieses Ziel hat den Herrn Verleger zu unermüdlichem Sammeleifer an-

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