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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

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Heft 11/12
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Müller-Wulckow, Walter: Arbeiten des Architekten Alfred Fischer in Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0241
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Abb. 1.

Mfred Fischcr: Doppelwohnhaus in Düsscldorf, 1910.

Arbeiten des Architekten Alfred Fischer in Essen.

enn man die Arbeiten des Architekten
Mfrcd Fischer aufsucht, die im Rheinland
und in Westfalen entstanden sind, so wird
man angesichts dieser kühlen Aurückhaltung,. dieser
selbstsicheren Beherrschung wohl kaum auf den
Gedanken komnien/ das; es ein Süddeutscher
ist, der sein Temperament dergestalt im Aaume hat.
Und doch muß man, bei näherem Iusehen, liebeoollerem
Nachtasten,als man es Bauwerkcn gemeinhin angedeihcn
laßt, alsbald spüren, wie warm unter der strengeren
Form cin gemütvolleres Leben pulsicrt, mit welcher
Leidenschaft die Farbigkeit im Grunde hervorbricht
und wie nachhaltig das Melodische in dem Empfindungs-
leben mitklingt. Offenbar sind in diesem Künstler die
Pole architektonischer Begabung in glücklichster Span-
nung zum AuSgleich gebracht. Vielleicht hat auf den
phantasievollen Süddeutschen die Sachlichkeit Nord-
deutschlands, auf den schwerblütigen Schwaben die
rheinische Lebhaftigkeit in günstigster Weise ausgleichend
eingewirkt und scinen Entwicklungsgang vor der Ein-
seitigkeit seines gleichnamigen Lehrers bewahrt. Jn
der Phalanr junger deutscher Architckten steht Alfred
Fischer dahcr mit in der vordersten Linie. Noch sind zwar

die Möglichkeiten seines Schaffens bei weitem nicbt
durchmessen, geschweige denn scin.Wollen zu festen,
endgültigen Formen auskristallisiert. Djelleicht ist gerade
die jugendliche Elastizität und Anpassungskraft so ver-
trauenerweckend bei diesem Baukünstler, der deN Bil-
dungsgang des Baubeamten durchlaufen und dem dieser
Prüfstein eigener Charakterfcstigkeit doch nicht verhang-
nisvoll gcworden ist.

Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Architckturklasse der
Düsseldorfer Kunstgewerbeschule in den Jahren gerade,
denen dicse Anstalt eincn Aufschwung verdankt, wurde
der Regierungsbaumeister Fischer, noch nicht dreißig-
jährig, als Direktor an die Handwerker- und Kunst-
gewerbeschule nach Essen gerufen. Und seine Wirksam-
kcit an der auf das Handwerkskönnen sich gründenden
Kunstgewerbeschule rechtfertigt in der Tat das Ver-
trauen in diese energische, zielbewußte Persönlichkeit.
Trotz der Kriegsjahre und trotz unzulänglicher Unter-
bringung im altcn Rüttenscheider Rathaus hat sich die
Anstalt dank der Ausammenarbeit junger, wirkungsfroher
Lehrkräfte, die der neue Leiter heranzuziehen verstanden
hat, aufs hoffnungsvollste entwickelt. Bei der Umstellung,
die sich gerade in Essen nnt seiner den neuen Produk-

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