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https://doi.org/10.11588/diglit.1385#0150
142 V. Das Paris der Armen und Elenden.
Was den Gamin betrifft, so erinnern wir uns seiner
Jugend. Wir haben gesehen, wie er sich bamals, vor den
Barridren Fortillard oder Garoche in Lem Schmuze einer Gosse
wälzte.
Herangewachsen angesichts ehrloser Aeltern, die unfähig warcn,
ihn zu überwachen, ist er immer tieser auf der Bahn der
Schande gesunken und vollständig zum Voyou geworden.
Eines Tags bei einem Diebstahl ertappt, wurde er in La Ro-
quette, Lem Gefängniß der jungen Verbrecher, eingesperrt.
Dieses Gefängniß der jungen Verbrecher*) ist nicht zu verwech-
seln mit dem eigentlichen Gefängniß La Roquette, welchem es
allsrdings in derselben Straße schräg gegenüberliegt. Jn das
crstgenannte Gefängniß, zugleich Straf- und Correctionshaus,
zu kommen, war noch der glücklichste Fall für den Gamin.
Hier wird der Versuch gemacht, ihn an Arbeit, Reiniichkeit
und ein geregeltes Leben zu gewöhnen. Jn strengster Jsolir-
haft sieht er hier nur seinen Wärter und Sonntags den Pre-
diger; er muß früh um sechs Uhr aufstehen, erhält um neun
Uhr seine Suppe, um drei Uhr seinen Mittag, muß eine Stunde
in freier Luft zubringen, wird die übrigen Stunden in seiner
Zelle beschäftigt und geht um acht Uhr zu Bett. Hat er mehr
als sechs Monate abzusitzen oder isi seine Correctionszeit länger,
so wird er nach einer von den landwirthschaftlichen Colonien
geschickt, deren wohlthätigen Zweck wir erwähnt haben.
Doch nein, er ist entwischt, um wieder in das Paris ein-
zutreten, das ebenso gut das Paradies der Diebe wie Las der
klugen und reichen Leute ist. Hier traf er alle schlechten
Subjecte wieder, die ihn in das Correctionshaus gebracht haben,
und begann mit ihnen von neuem Len Diebstahl und das
ausschweifende Leben. Von der Polizei bewacht, wußte er sich
ihr zu entziehen, indem er aus einem Stadttheil in den an-
dern ging, sich während des Tags mit den herumkneipenden
Handwerkern hielt oder sich in der Menge verlor, während er
*) Der Herausgcber hat hier und weiterhin abermals Veran-
lassung, dem Herrn Staatsanwalt a. D. Paul Wentzel in Paris
jür cinige dcm Text incorporirte Notizen über das pariser Gesäng-
nißwcsen zu danken.
Was den Gamin betrifft, so erinnern wir uns seiner
Jugend. Wir haben gesehen, wie er sich bamals, vor den
Barridren Fortillard oder Garoche in Lem Schmuze einer Gosse
wälzte.
Herangewachsen angesichts ehrloser Aeltern, die unfähig warcn,
ihn zu überwachen, ist er immer tieser auf der Bahn der
Schande gesunken und vollständig zum Voyou geworden.
Eines Tags bei einem Diebstahl ertappt, wurde er in La Ro-
quette, Lem Gefängniß der jungen Verbrecher, eingesperrt.
Dieses Gefängniß der jungen Verbrecher*) ist nicht zu verwech-
seln mit dem eigentlichen Gefängniß La Roquette, welchem es
allsrdings in derselben Straße schräg gegenüberliegt. Jn das
crstgenannte Gefängniß, zugleich Straf- und Correctionshaus,
zu kommen, war noch der glücklichste Fall für den Gamin.
Hier wird der Versuch gemacht, ihn an Arbeit, Reiniichkeit
und ein geregeltes Leben zu gewöhnen. Jn strengster Jsolir-
haft sieht er hier nur seinen Wärter und Sonntags den Pre-
diger; er muß früh um sechs Uhr aufstehen, erhält um neun
Uhr seine Suppe, um drei Uhr seinen Mittag, muß eine Stunde
in freier Luft zubringen, wird die übrigen Stunden in seiner
Zelle beschäftigt und geht um acht Uhr zu Bett. Hat er mehr
als sechs Monate abzusitzen oder isi seine Correctionszeit länger,
so wird er nach einer von den landwirthschaftlichen Colonien
geschickt, deren wohlthätigen Zweck wir erwähnt haben.
Doch nein, er ist entwischt, um wieder in das Paris ein-
zutreten, das ebenso gut das Paradies der Diebe wie Las der
klugen und reichen Leute ist. Hier traf er alle schlechten
Subjecte wieder, die ihn in das Correctionshaus gebracht haben,
und begann mit ihnen von neuem Len Diebstahl und das
ausschweifende Leben. Von der Polizei bewacht, wußte er sich
ihr zu entziehen, indem er aus einem Stadttheil in den an-
dern ging, sich während des Tags mit den herumkneipenden
Handwerkern hielt oder sich in der Menge verlor, während er
*) Der Herausgcber hat hier und weiterhin abermals Veran-
lassung, dem Herrn Staatsanwalt a. D. Paul Wentzel in Paris
jür cinige dcm Text incorporirte Notizen über das pariser Gesäng-
nißwcsen zu danken.