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Beschreibungen

front, the only view from which the figure, en-
closed in a niche, would haue been completely
visible: the foot and the leg carry the eye rapidly
upward toward the dominant, if delicately veiled,
motive of nursing, and the point of the toe esta-
blishes one end of a vertical axis which culmina-
tes in the pointed shape the Virgin's folded veil.
[Hartt 1969, 23 5]**

Hartt beschreibt den rechten vorspringenden
Fuß der Madonna (b) und macht sich Gedan-
ken über dessen Bearbeitung und fehlende Voll-
endung (a). Er wendet sich dann der Wirkung
dieses Fußes auf den Betrachter als kompo-
sitorisches, augenlenkendes Element zu (c).

Ausführlichkeit und Gewichtung dieser
Aspekte sind in den einzelnen Texten sehr ver-
schieden. Sie sind, wie es Michael Baxandall
feststellt, individuelles Kennzeichen eines jeden

Autors: »It is the pattern of this hierarchy that
gives the individual critic a physiognomy.«
[1979, 459]. Sie hängen aber auch von den
beschriebenen Werken ab: Vielfach betonen die
selben Autoren bei der mächtigen Statue des
Giorno Aspekte ihrer Wirkung (c), während sie
sich bei der Medicimadonna eher ihrer Mach-
art (a) zuwenden. Wie dem Text von Hartt ist
fast allen Beschreibungen gemeinsam, daß sie
mehrere Aspekte schildern und in Beziehung
zueinander setzen.

Die so definierte Beschreibung, ist nur eine
Form sprachlicher Auseinandersetzung mit
Kunst. Auf zwei weitere Aspekte - die Bewer-
tung und die Deutung, die nicht immer voll-
ständig von ihr zu trennen sind - soll später
eingegangen werden.

Zur Geschichte der Beschreibungen der Mediciskulpturen

Die vorliegende Untersuchung der Beschrei-
bungen der Medicigrabmäler beruht auf Texten
von 87 Autoren. Von den weit über 500 Publi-
kationen, die auf die Denkmäler der Neuen
Sakristei eingehen, wurden jene ausgewählt,
die die Skulpturen eigenständig beschreiben.
Eine chronologische Auflistung dieser Schriften
mit Textauszügen befindet sich im Anhang
(S. 146), gefolgt von einer statistischen Aus-
wertung (S. 199).

Obwohl die Neue Sakristei und ihre Skulp-
turen stets als eines der bedeutendsten Denk-
mäler in Florenz bewundert wurde, findet sich
eine größere Anzahl von Beschreibungen erst
im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die Menge der
beschreibenden Texte nimmt nach 1850 bis ca.

1930 und in den Jahren nach 1950 - besonders
in Verbindung mit den Publikationen anläßlich
des vierhundertjährigen Todestags von Michel-
angelo (1964), weniger jedoch im Hinblick auf
seinen fünf hundertjährigen Geburtstag (1975)
- deutlich zu.

Literarische Kontexte

Die größte Anzahl von Beschreibungen der
Skulpturen der Neuen Sakristei stammt aus den
klassischen Gattungen der Reise- und Kunst-
literatur. Der Einfluß des Kontextes, in den sie
eingebettet sind, ist allerdings beschränkt: Ver-
gleicht man die ihrem Kontext entnommenen

Werkes und dessen Wirkung nicht nur für die Beschrei-
bung, sondern auch für die Struktur von Kunstwerken
konstitutiv ist.

Eingerückte Zitate in der Originalsprache sind kursiv
gedruckt. Die - gegebenenfalls darauf folgenden -
Übersetzungen sind durch Normalschrift kenntlich
gemacht. Englische Zitate werden nicht übersetzt. Ori-
ginalsprachige Zitate sind innerhalb des Textes mit

doppelten, Übersetzungen mit einfachen Anführungs-
strichen gekennzeichnet.

z5 Eine Bibliographie der unterschiedlichen Auflagen bei
Steinmann/Wittkower [192.7, 91 ff. u. 374 ff.].

-6 Eine Abschrift dieser Beschreibung befindet sich im
Anhang. Eine ausführliche Studie des unveröffentlich-
ten Manuskriptes gibt Pertile [1973]. Zwar über-
nimmt Audebert einige Topoi Vasaris, wie die Strophen
 
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