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I

1. VORBEREITENDER TEIL

a) Methode und Aufbau der Arbeit

Einleitung

§ 1. Die Untersuchung möchte Fragestellungen, wie sie in jüngster Zeit allenthalben
bei der Beschreibung des Satzbaus europäischer Sprachen, besonders des Deutschen,
hervorgetreten sind, an das Ägyptische herantragen *. Trotz der vielfältigen methodi-
schen Vorarbeiten bewegt man sich noch auf schwankendem Boden. Denn einmal gibt
es auch für die europäischen Sprachen kein Patentverfahren, sondern nur eine Vielzahl
mehr oder minder divergierender Versuche. Zum andern hat das Ägyptische wesentliche
Eigenheiten, die in den behandelten Sprachen keine Rolle spielen. Schließlich ist das
Ägyptische eine tote Sprache, die an nicht wenigen Stellen erst durch mühsame Inter-
pretation erschlossen werden muß und sich nicht selten einem eingehenden Verständnis
überhaupt verschließt. Ein behutsames Vorgehen ist daher hier mehr als sonstwo ange-
bracht. In der Praxis heißt dies, daß man sich so lange wie möglich von den „Lautfor-
men" leiten läßt, die unmittelbar zugänglich sind; die „Inhalte", die erst ein volles Ver-
ständnis der Sprache eröffnen, müssen zwangsläufig zurückstehen, obwohl sie es sind,
die uns letzten Endes interessieren..

Vorarbeiten zu diesem Versuch sind als „Beiträge zur mittelägyptischen Syntax" in der
ZÄS 88 erschienen oder sind zum Druck bereits vorbereitet. Jedoch ist der Rahmen der
„Beiträge" in verschiedener Hinsicht weiter gesteckt als der der vorliegenden Arbeit.
Weiteruntersucht werden im wesentlichen die Satztypen der Kataloge in Beitrag II und
V und die einfachen Satztypen — nicht also die Apokoinu-Konstruktionen — aus dem
Katalog zu Beitrag III. Um die Satztypen eindeutig zitieren zu können, wird denen ohne
(festes) Verbum finitum (Beitrag II) eine I vorgesetzt, denen mit Pseudopartizip (Bei-
trag III) eine II, und denen mit Verbum der Suffixkonjugation (Beitrag V) eine III.
Eine Kenntnis der „Beiträge" ist bei der Lektüre nicht unbedingt notwendig.

In den „Beiträgen" ging es in der Hauptsache nur um die Gewinnung formaler Gestal-
ten, ja nicht einmal um den Aufbau der Sätze in ihrem vollen Umfang, sondern allein
um satzunmittelbare Nominal- und Verbalstellen. Ganz außer Betracht blieben so die
präpositionalen Ausdrücke, die Adverbien und die absoluten Nomina, die lediglich ne-
gativ als „Satzrest" abgestempelt wurden. Hier nun soll die Arbeit in zwei Richtungen
vorangetrieben werden. Erstens werden alle für die Grundausformung des Satzes
wichtigen satzunmittelbaren Glieder in die Betrachtung einbezogen. Zweitens wird ver-
sucht, interpretierend inhaltliche Grundformen des Satzbaus aufzustellen.

1 S. etwa: Charles C. Fries, The Structure of English, An Introduction to the Construction of
English Sentences, 1952; Leo Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. 1—2,
31962; Hans Glinz, Der deutsche Satz, 21961; Johannes Erben, Abriß der deutschen Gram-
matik, 41961; Paul Grebe in der Duden-Grammatik, 1959; Hennig Brinkmann, Die deut-
sdie Sprache, Gestalt und Leistung, 1962.

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