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Schlosser, Julius von [Hrsg.]
Der burgundische Paramentenschatz des Ordens vom Goldenen Vliesse — Wien, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3995#0008
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DER MESSORNAT DES TOISONORDENS.

HISTORISCHE NOTIZEN.

Allgemeines. Der Paramentenschatz bildet eine vollständige »chapelle entiere«,
d. i. die Ausstattung für die Missa solemnis; der Name ist in den alten französischen
Inventaren ständig. Es gehören dazu vor allem zwei Behänge (Rücklaken und Ante-
pendium) für Rückwand und Schauseite des Altares (3'27mlang, 1*17—1'28m breit);
sie stellen den Frontier (la table en haut nomme frontier) und Dossier (table d'embas)
der alten Inventare dar (vgl. z. B. Laborde, »Ducs de Bourgogne«. II, 245, no. 4098
und 4099): der erstere, an Stelle der sonst und namentlich später gebräuchlichen
Altartafel (pala) mit der Darstellung der Dreifaltigkeit; der letztere das eigentliche
Antependium mit der mystischen Hochzeit der heil. Katharina. Hiezu kommt der
vollständige Ornat für den zelebrierenden Priester und seine Assistenz: die glocken-
förmige Kasula (chasuble, l'47m lang, l"31m breit), die beiden »Levitengewänder«,
Dalmatika und Tuniceila für Diakon und Subdiakon (beide von gleicher Form,
l'54m lang, 1'25 m breit), endlich die drei großen »Chappes« (Pluviale, Chor-,
Vesper- oder Rauchmäntel, alle zirka 3'30m breit, l'64m hoch, nach ihrer größten
Ausdehnung gemessen), insgesamt also acht Stück. Zu den Chormänteln gehören drei
Brustschließen (monilia, pectoralia, 19 cm hoch, 15 cm breit) aus vergoldetem
Silber mit kaltem Email. Sie zeigen das von zwei Löwen gehaltene Wappen Philipps
des Schönen ("j* 1506); Zeit und Anlaß ihrer Entstehung sind uns auch genau bekannt:
nach einer Notiz im Inventar des Toisonordens von 1517 sind sie im Jahre 1501
auf Befehl Philipps anläßlich seiner ersten Fahrt nach Spanien, auf der er die ganze
»chapelle« mit sich geführt hat, angefertigt worden. (Et puis le dit dernier Inven-
taire [1486] ont ces trois' chappes este trouve encores sont garnyes chacune d'icelles
d'ung fremail d'argent dore armoye des armes de feu que Dieu absoille le bon Roy
Dom Philippe pesans par ensemble avec leur espingles sans leur ataches ou agrappes
sept marcks et sept onces. Les quels fremails feu le dit seigneur y fist mettre en
l'an Vc ung ou temps de son premier voiage de pardeca en Espagne.) In den an
merkwürdigen und intimen Details reichen Tagebüchern der Reisen Philipps des
Schönen, die Antoine de Lalaing aufgezeichnet hat (Gachard, Collection des voyages
des souverains des Pays-Bas. Brüssel 1876, I) habe ich keine Erwähnung der Sache
gefunden.
 
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