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Vorerinnerung.

Im Grunde handelt es sich also um philologische Aufgaben,
und so wird die Gliederung der kunsthistorischen Quellenkunde auch
durch jene Richtpunkte bestimmt sein, die den vorbildlichen Charakter
jener wunderbar fein ausgebildeten Disziplin, der klassischen Philo-
logie, ausmachen. Heuristik, Kritik und Hermeneutik der Quellen
werden auch hier ebenso viele sich übereinander erhebende Stufen
ausmachen wie dort. Die Quellenkunde hat zunächst den tatsächlich
vorhandenen Stoff auszukundschaften und mindestens bibliographisch
beschreibend zu übermitteln. Auf eine höhere Stufe steigt sie durch
die kritische Bearbeitung dieses Rohmaterials, die den einzelnen
Perioden wohl angepaßt sein muß. Zum Rang einer selbständigen
historischen Disziplin, gleich den übrigen »Hilfswissenschaften« — um
den verfänglichen Ausdruck einmal zu gebrauchen — erhebt sie sich
durch die Darlegung des inneren historischen Gehalts dieses Materials
selbst, in philosophischem Geiste betrachtet, wo sie dann notwendig,
in die neueste Zeit übergehend, in eine Geschichte unserer Dis-
ziplin selbst ausmünden muß.

Der Verfasser ist sich sehr wohl bewußt, daß er ein Unternehmen
dieser Art nicht vorlegen kann, sondern eben nur »Grundlagen« zu
einem solchen, die einzelnen Punkten obiger Forderung in größerem
oder geringerem Umfang gerecht zu werden suchen. Die unterste
bibliographische Materialbeschreibung' wird hier zur Not geleistet
werden können, obgleich auch da Nachsicht am Platze sein möge.
Was die Kritik der Quellen anbelangt, so ist ja in neuerer Zeit,
namentlich was einen Kern- und Mittelpunkt des Ganzen, die Kritik
der im Guten wie im Bösen höchst einflußreichen Geschichtschreibung
Vasaris anbelangt, manches und Gutes geleistet worden. Dagegen
liegt z. B. die Kritik der Schriftquellen des Barock, von einzelnen
Vorstößen jüngster Zeit abgesehen, noch ganz in den Windeln. Schon
aus diesem Grunde ist eine in sich abgeschlossene Quellenkunde, wie
sie andere historische Fächer aufweisen, heute noch nicht möglich.
Und dasselbe gilt vielleicht in noch höherem Grade von der dritten
und höchsten Stufe, wo die Vorarbeiten noch geringer an Zahl und
Gehalt sind.

Zur Bibliographie der Quellenkunde.

Über die Systematik der Quellen ist die ausgezeichnete Darstellung in Tietzes
Methode der Kunstgeschichte, Leipzig 1913, S. 184 ff., zu vergleichen; allenfalls mag man
noch einen Jugendaufsatz von mir, »Die Bedeutung der Quellen für die neuere Kunstgeschichte«,
in der Beilage zur Münchener Allg. Zeitung 1892, Nr. 219/220, heranziehen. Als Gesamt-
darstellung des Mittelalters ist trotz seines im Vordergrund stehenden kirchlich-archäologischen
Interesses Pipers Einleitung in die monumentale Theologie, Gotha 1867, noch immer
auf ihrem Platze. Einen flüchtigen Überblick habe ich in der Einleitung zu meinem
Quellenbuche zur Kunstgeschichte des abendländischen Mittelalters, Wien 1896 (Eitelberger-
 
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