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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0129
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— 99 —

Mannes durchaus genüge, ihn während dieser außerordentlichen
Prüfung zu schützen.

Darauf gab der Offizier sofort den Befehl, einen Korporal
abzusenden, der acht zu geben hatte, ob der Mann wirklich be-
graben werde, und eine Wache aufzustellen, die, in gewöhnlicher
Weise abgelöst, die ganzen neun Tage hindurch strenge Wacht
am Grabe halten und niemandem gestatten sollte, sich demselben
zu nähern; und um die pünktliche Ausführung des Befehls zu
sichern, sollten nur Mohammedaner zur Wachmannschaft be-
stimmt werden.

Wenige Stunden, nachdem dieser Befehl gegeben worden,
kam der Unteroffizier zurück und meldete, daß der Heilige,
nachdem er gewisse Vorbereitungen getroffen und von der
Menge reich beschenkt worden, sich hingelegt hätte und in einen
eigentümlichen Zustand geraten sei, worauf seine Begleitung
seinen Körper in eine Hülle, die man „Kumlee" nennt, gebracht
und dann in ein Grab gelegt hätte, das auf gewöhnliche Weise
gegraben und von dem üblichen Umfang gewesen sei, 3—4 Fuß
tief; dann hätte man auf seinen Körper Erde geschüttet. Ein
Sarg war nicht benutzt worden. Nachdem dies geschehen, hatte
man eine Wache von Mohammedanern aufgestellt, mit dem Be-
fehl, das Grab zu umschreiten und auf keinen Fall zu erlauben,
daß jemand sich demselben nähere.

Alle zwei Stunden wurde dem Offizier und seinem Ad-
jutanten gemeldet, daß die neue Wache aufgezogen sei und die
alte abgelöst habe, und daß alles sich genau in demselben Zu-
stand befinde wie damals, als man die Erde über den Büßer ge-
schüttet hatte. So unbezwinglich war die Abneigung der Mo-
hammedaner-Posten gegen die Inder, daß sie keinem derselben
erlauben wollten, auch nur dem Grabe sich zu nähern, um einen
Brocken des geweihten Bodens zu nehmen, der den heiligen
Mann bedeckte (eine nach ihrer Meinung unschätzbare Gabe).
Die Hindus glaubten bestimmt, daß er am neunten Tage, wie
er vorausgesagt, auferstehen werde.

Am Abend des dritten Tages, als andere dringende und
wichtige Pflichten schon vollständig den begrabenen Fakir aus
seinem Gedächtnis gestrichen hatten, wurde die Aufmerksamkeit
des Offiziers wieder auf diesen Gegenstand gelenkt durch je-
 
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