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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0220
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— 175 —

morgens und abends 11/2 Stunden lang aus Pingalä Nahrung
zu sich nimmt, sonst aber schläft, versperrt sie dem Atem,
der aus Idä und Pingalä durch die Susumnä nach dem
Brahmarandhra gelangen will resp. soll, den Weg und muß
deshalb geweckt werden, wozu der Yogin gewisse Posituren,
Atemübungen oder das über dem Kanda getragene Klei-
dungsstück benutzt. Es wird damit ein Druck auf die-
jenige Stelle des Unterleibes ausgeübt, in der die Kundall
sich aufhält, worauf diese sich ausstreckt, in die Susumnä
hineingeht und so dem Atem den Weg freigibt. Wie wichtig
die Kundall den Yoga-Lehrern erscheint, kann man daraus
ermessen, daß es H III, i heißt: „Wie der Schlangenfürst
die Welten mit ihren Gebirgen und Wäldern umschließt,
so umfaßt (die Lehre von der) Kundall alle Yogalehren";
und Gh III, 50: „Solange sie im Leibe schläft, ist man wie
ein Vieh; Wissen ergibt sich so lange nicht, und wenn man
zehn Millionen Yoga-Übungen vollbringt". Räm Prasäd ,
Nature's Finer Forces p. 189, sagt darüber: „This power
sleeps in the developed organism. It is that power which
draws in gross matter from the mother organism through
the umbilical cord and distributes it to the different places,
where the seminal präna gives it from. When the child
separates from the mother the power goes to sleep". Es
ist uns vorläufig versagt, das Geheimnis zu ergründen;
nach Walter p. XIV ist die Kundali in Zusammenhang mit
der Sakti des Purusa zu bringen und enthält in ihrem Namen
eine Anspielung auf Siva, den obersten der Yogins, dessen
Frau u. a. auch Kundalini heißt.
Nädi bedeutet im Hathayoga immer nur Röhre, Kanal, während
man sonst in Indien damit Arterien, Venen, Nerven und
Lymphgefäße versteht; und zwar seit alten Zeiten: in der
Chändogya Upanisad heißt es VIII, 6, die Adern, die vom
Herzen ausgingen, seien braun, weiß, blau, gelb und rot.
Ihr Ursprung ist bald ins Herz, bald in den Nabel resp. den
Kanda verlegt worden. Walter weist darauf hin, daß diese
letztere Vorstellung vielleicht ihre Entstehung der Beobach-
tung der Adern des Mesenterium oder der bei korpulenten
Personen ganz deutlich durch die Haut schimmernden
 
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