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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0301
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Der holländische Zweig der van Eyck'schen Schule. 215

Drittes Kapitel.

Die niederländische Malerei am Schlüsse des
fünfzehnten Jahrhunderts.

Der Sitz der neuen Schule war bisher in Flandern gewesen, in
Brügge, Gent, selbst in dem romanischen Tournay; das nahe Brabant
hatte seine hervorragenden Meister von daher erlangt. Aber auch
die stammverwandte Bevölkerung der östlichen Niederlande war nicht
unberührt von diesem Aufschwünge geblieben, und es hatte sich in
Holland eine Zweigschule gebildet, welche die Technik der Oelmalerei
kannte und auch sonst an den Vorzügen der flandrischen Malerei
Theil nahm, aber sich in feineren Zügen von ihr unterschied. Ueber
die Entstehung dieser Schule fehlt es an jeder Nachricht; ob sie,
wie man vermuthet hat, damit zusammenhängt, dass Johann vanEyck,
während er im Dienste Herzogs Johann von Bayern stand, sich in
dieser Gegend aufgehalten hatte, oder ob vielmehr (was wahrscheinlicher)
die neue Malweise etwas später durch Schüler der flandrischen Meister
hier eingeführt war, muss dahingestellt bleiben. Auch sonst ist unsre
Kenntniss von dieser holländischen Schule höchst dürftig. Die Stürme
der Religionskriege hatten hier noch ärger gewüthet, als in Belgien, und
als sie vorüber waren, hatten sich andere Interessen der Gemüther
bemächtigt und neue Kunstanschauungen gebildet, Carl van Mander,
der von 1583 bis zu seinem Tode 1606 in Holland wohnte und nach
den Ueberresten älterer Kunst forschte, konnte nur wenig erfahren.
Er schildert Harlem, wo er sich am längsten aufhielt, als den Haupt-
sitz dieser Schule; aber auch in dieser Stadt, die freilich ausser dem
Bildersturm noch eine Plünderung durch das spanische Heer erlitten
hatte, konnte man ihm nur wenige ältere Bilder zeigen. Indessen
erzählte man ihm von zwei frühen Meistern, dem Albrecht von Ouwater
(Oudewater, Altwasser), den er für einen Zeitgenossen Johann's van
Eyck hielt, und seinem Schüler Geertgen (Gerhard) von Harlem, den
man Gerrit van Sint Jans nannte, weil er (ohne dem Orden anzu-
gehören) im Johanniterhause zu Harlem wohnte, der aber schon
frühe, 28 Jahre alt, gestorben sei. Ueber ihre Lebenszeit gab ihm
ein greiser Maler, ein Schüler des Jan Mostaert, die Auskunft, er
habe von diesem seinem etwa 1470 gebornen Lehrer gehört, dass er
jene beiden nicht mehr gekannt habe. Von den Werken Albrecht's
von Ouwater lernte er zwei kennen. Das eine, noch im Original
vorhandene war für eine Brüderschaft, welche nach Rom ziehende
 
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