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Kunsthistorische Bilderbogen: für den Gebrauch bei akademischen und öffentlichen Vorlesungen, sowie beim Unterricht in der Geschichte und Geschmackslehre an Gymnasien, Real- und höheren Töchterschulen zusammengestellt: Textbuch zu Seemann's kunsthistorischen Bilderbogen — Leipzig, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1298#0184
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Ghiberti.

187

fter: Lorcnzo di Cionc Ghiberti, Donato di Niccolo di Betto Bardi,
gewöhnlich Donätello genannt, und Lucca della Robbia hervor.
Ghiberti's Kunft bewegt fich vorzugsweife im Erzguß. Nachdem er
die zweite Thüre am Baptifterium vollendet hatte, in welcher er
fich noch nicht vollftändig von dem Vorbilde Andrea Pifano's, des
Gießers der erften Thüre, entfernte, arbeitete er 1425—1452 an der
dritten, jetzt der Hauptthüre. Das ift das Werk, welches Michel-
angelo würdig erklärte, die Pforten des Paradiefes zu fchmücken.
In zehn großen Feldern fchilderte er Scenen aus dem alten Tefta-
mente (No. 112, 5), jeden Thürflügel faßte er mit einem decora-
tiven Rahmen ein, der theils Ranken, Fruchtfchnüre, theils in
Nifchen Kopfe und kleine Figuren enthält.

Die letzteren vor allem gehören durch lebendige Natürlichkeit
des Ausdruckes und Schönheit der Behandlung zu dem Beften,
was die Renailfance gefchaffen hat. Das antike Studium ift in der
Gewandung am meiften erkennbar, hemmt nicht das frifche Natur-
gefühl des Künftlers, welches fo weit geht, daß er die hergebrachten"
Regeln des Reliefftils wohlgemuth überfpringt und mit der Malerei
zu wetteifern erfolgreich verfucht. Die Relieftafel (No. 113, 1) zeigt,
gerade wie die gleichzeitige Malerei, eine größere Reihe von Scenen
von der Erfchaffung Adams bis zur Vertreibung aus dem Paradiefe
"i einem Rahmen vereinigt; die vorderften Figuren find beinahe in
vollem Runde, die hinteren flach und in allen Dimenfionen kleiner
gearbeitet. Offenbar lag die Abficht vor, die Wirkungen der male-
nfchen Perfpective auf die Reliefdarftellung zu übertragen. Auch
die Behandlung des Hintergrundes, feine Ausfüllung mit landfchaft-
"Cher und architektonifcher Staffage, die Abftufung der Compofition
"ach der Tiefe zu, wurde für lange Zeit muftergiltig. Von Ghi-
oerti's Bronzeftatuen an Or San Michele, Johannes, Matthaeus,
Stephanus, ift der letztere (No. 112, 6) am fpäteften (1428) in Erz
gegoffen worden. Man muß fie mit dem Petrus des Donätello
(No. 112, 7) vergleichen, um den ganzen Gegenfatz zwifchen den
beiden Künftlern und die Eigenthümlichkeit Ghiberti's vollftändig
zu erfaffen. Die größere formelle Schönheit befitzt der h. Stepha-
ns, das tiefere Leben, den fchärfer ausgeprägten Charakter offenbart
D°natello's Jugendarbeit.

Ueber Donatello's (1386—1466) Jugendentwickelung find wir
nicht genau unterrichtet. Am wichtigften erfcheint feine Freund-
schaft mit Brunellesco, die gemeinfame Wanderung nach Rom. Am
Dome, wie an Or San Michele fand er frühe und reiche Befchäftigung.
">e Marmorftatuen des h. Markus und Georg an letzteren Orte,
.le Statue des David (Zuccone) am Campanile des Domes liefern
|c°e in ihrer Art einen Typus, zu welchem die jüngeren Gefchlechter
wnbegierig emporblickten. Als Gewandftatue mit befonderer Be-
 
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