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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 1): Die textile Kunst für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — Frankfurt a.M., 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.1299#0222
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Textile Kunst. Prozesse. Gespinnst. 177

B. Vom Stil als bedungen durch die Art der Bearbeitung der Stoffe.

§.46.

■ '■ ' Vorbemerkungen. .*

Hier öffnet sich ein weites Feld zu segenyollem "Wirken für
einen Industriellen, der vollste Sachkenntniss mit wissenschaft-
licher und künstlerischer Bildung in sich vereinigt und dem das
Wachsthum der Empfänglichkeit für das Schöne im Volke wie
besonders auch unter den Producenten unzertrennlich ist mit dem
wahren Fortschritt und Gedeihen der Industrie im Allgemeinen
so wie selbst in materieller Beziehung.

Ich meinerseits habe meine Mchtberechtigung des Aufnehmens
einer so schwierigen Aufgabe bereits erklärt und wünsche nur
anregend zuwirken, indem ich versuche, einzelne Andeutungen
über dasjenige zu geben, was meines Erachtens bei einer künf-
tigen Bearbeitung eines so reichen Stoffes hauptsächliche Berück-
sichtigung verdient.

Ueberdiess treibt es mich zu Fragen, welche die eigene Kunst
noch näher betreffen und für die ich besser vorbereitet zu sein
glaube.

Alle Prozesse in. den textilen Künsten gehen dahin, Rohstoffe,
welche dazu die geeigneten Eigenschaften besitzen, in Produkte
umzuwandeln, welchen grosse Geschmeidigkeit und bedeutende
absolute Festigkeit gemein sind und die theils in Faden- und
Bandform zum Binden und Befestigen dienen, theils in Form von
geschmeidigen Flächen die Bestimmung haben zu decken, zu ent-
halten, zu- bekleiden, zu umfangen etc.

§.47.

Bänder und Fäden. Ursprüngliche Produkte dieser Art.

Die ursprünglichsten Produkte dieser Art werden durch ein-
fachste Prozesse der Natur gleichsam unmittelbar entlehnt. Dazu
gehören die Halme und die Rohrstengel, die Zweige der Bäume,
Thiersehnen, Thiergedärme, bei deren Zubereitung bereits eine Pro-
zedur nöthig wird, die Drehung nämlich, durch welche das
Produkt die kreisrunde Durchschnittsform erhält und seinen

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