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WIR KONNTEN'5 EINMAL UMDREHEN...

Gibt es nicht jedesmal ein großes Hallo auf dem
Ball, wenn Damenwahl ausgerufen wird? Viele
behaupten, die vergnüglichste Stimmung stelle
sich erst ein, wenn die wählen, die bislang ge-
wählt wurden, — wenn die Initiative auf die
übergehe, die sich normalerweise responsiv ver-
halten, oder irresponsiv, je nachdem. In der Tat,
es ist etwas daran. Im gelegentlichen Vertauschen
der traditionellen Positionen von Aktivum und
Passivum liegt nicht nur ein eigenartiger Reiz, —■
es offenbart sich auch ein nicht zu unterschätzen-
der Gerechtigkeitssinn in einer solchen gramma-
tischen Veränderung. Ein Ausgleich findet statt.
Das passive Element erhält die Möglichkeit, zum
Ausdruck zu bringen, wie es mit dem aktiven
zufrieden ist ... >

Wie wäre es, wenn wir dieses Prinzip auf un-
seren „Tanz" mit den Behörden und Dienststel-
len ausdehnen würden? Wenn wir in diesem Jahr
den Spieß umdrehen und einmal so mit den Be-
amten reden wollten, wie sie es gewöhnlich mit
uns tun? s!.

Ein „Bittsteller" auf dem städtischen Liegen-
schaftsamt würde dann zum Beispiel folgender-
maßen vorstellig werden: „Guten Morgen! —
Stehen Sie bitte auf, wenn ich mit Ihnen rede!

Schön, danke! — Das Haus, in dem ich wohne,
gehört der Stadt. Obwohl ich seit Einführung der
Währungsreform meine volle Friedensmiete in D-
Mark bezahle, — pünktlich zahle, verstehen Sie?,
— habe ich immer noch keine Winterfenster. Sie
haben dafür zu sorgen, daß dieselben unverzüg-
lich eingesetzt werden und gewähre ich Ihnen
zur Ausführung der erforderlichen Instandset-
zungsarbeiten eine Frist von 14 Tagen. Sollten
Sie bis dahin Ihren Verpflichtungen nicht nachge-
kommen sein, erfolgt Einstellung von Mietezah-
lung meinerseits, — so lange, bis die anfallenden
Reparaturkosten eingebracht sind. Hier meine
Adresse! Für Ihren Glaser bin ich Montag mit
Freitag zwischen 12 Uhr und 15 Uhr zu sprechen.
Mittwoch und Samstag bei mir kein Parteiverkehr!
Tach!" )f

Schriftliche Mitteilung an den Vorstand
der städtischen Lebensmittelkartenverteilungsstelle,
Hier, San-Salvador-Platz 4
„Ihre Gepflogenheit, den Verbraucher zum Ab-
holen seiner Lebensmittelmarken in Ihren Dienst-
räumen zu veranlassen, stellt einen Unfug dar,
den ich ab Heutigem- weiterhin zu dulden nicht
gesonnen bin. In der Hitlerzeit wurden einem die
Marken durch Schulkinder ins Haus gebracht. Ich

stelle Ihnen anheim, entweder diesen Weg auch
heute zu beschreiten und den hiezu nötigen Vor-
gang fristlos einzuleiten, oder aber die Rations-
wapperln persönlich an meinem Domizil abzu-
liefern. Sie werden in meiner Wohnung zugelas-
sen von 7.30. Uhr bis 11.30 Uhr, außerdem nach-
mittags ab 17 Uhr. Im Nichtbefolgungsfall mei-
ner vorliegenden Verfügung, die ab sofort in
Kraft tritt, haben Sie mit Weiterungen zu rech-
nen." gez. Unleserlich (Stempel: Eilig!)

Bei einer höheren Behörde:

.. .„Daß ich nicht lache! Geburtsschein, Heirats-
schein, Aufenthaltsbestätigung, Leumundszeugnis
und eine beglaubigte Abschrift meiner Eintragung
ins Handelsregister wollen Sie von mir haben?
Sonst nichts? Man muß sagen, Sie sind beschei-
den! Schicken Sie doch einen Ihrer Beamten ins
Polizeipräsidium Ettstraße und lassen Sie ihn
dort ein Familienstandszeugnis für mich holen.
Da steht alles drinnen. Kostet für Sie höchstens
einen Telephonanruf, da Sie ja selbst von der
Branche sind. Meinen Sie, ich habe Zeit, alle diese
Wische geduldig einzusammeln? Wenn Sie Aus-
kunft oder Angaben über mich haben wollen, be-
schaffen Sie sich die von Ihnen benötigten Unter-
lagen gefälligst selbst! Eigene Initiative — eigene
Verantwortung! Servus!"

*

Man hat kürzlich davon läuten gehört, daß die
Amerikaner eine Reform des Beamtengesetzes
fordern, die mit allen Privilegien dieses in
Deutschland so einzigartig mächtigen Standes
aufräumt.

Diesseits ist hiezu zu bemerken, daß dies aller-
orts hellen Jubel auslösen würde. W. F. Kloeck

Für Charles' P.O.E.sie-Album

Alle Illustrierten zeigen:
Alle Streichorchester geigen:
Alle Differenzen schweigen:
Alle Jazztrompeten schmettern:
Alle Weltgazetten zetern:
Alle Senderiche äthern:
Alle jungen Mütter stöhnen:
Alle alten Jungfern klöhnen:
Alle Wochenschauen tönen:
Alle Schreiberlinge dichten:
Alle milden Richter richten:
Alle anderen verzichten:

Auf ihn,

vor, nach, bei ihm,

durch

ihn, den

P-RINZ

O-F

E-DINBURCH!

Charles am Morgen — Charles am Abend,
Charles, die Brust genommen habend,
Charles von hinten, Charles mit Köpfchen,
Charles auf königlichem Töpfchen,
Charles beim Essen, Charles beim Schreien,
Charles beim Strampeln, Charles beim Speien,
Charles beim Spiel mit güld'nen Kettchen,
schlafend im Elisa-Bettchen,
Charles bei Vater, Opa, Oma,
Charles beim Klang von „La paloma",
Charles mit Onkel Trygve Lie,
Charles mit Tante Rosmarie ...

Ach, was sind schon die Berliner
für die deutschen Byzantiner;
was die Not der eignen Jugend
für die Speichelleckertugend.

Seht Euch um im eignen Hause!

Zeigt den Sohn von Emil Krause!

Säuglingssterben an der Spree!

Lottchen Lehmanns Tbc!

Interviewt die Mutter Maier!

Wochenschaut die Hunger-Schreier!

Sendet in Abteilung „Kind"

eines Flüchtlingskindes Wind.

Dieses war in unserm Land

mindest gleichso int'ressant.

Nehmt euch an der deutschen Karls,

und verschont uns bald mit „Charles".

Spart uns Zeit und spart euch Seiten,

um ihm Ehren zu bereiten,

wenn er nicht mehr Kind — nein: King.

Dann ist das ein andres Ding.

Dann ist's Journalistenpflicht.

Wenn er ... falls er ... (Ich glaub's nicht!) H. H.

O. Nückel

MISS BAVARIA

In dem Wettbewerb „Der schönste Faschingsnarr"
siegte Mademöiselle Mimosa als „Eiserner Drosselbart".

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Miss Bavaria"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nückel, Otto
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 3, S. 26.

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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