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II. ERKLÄRUNG DER TAFELN I—VI.

%

Balustradenrelief. Der geleitende Jüngling stemmt den linken
Fuss geg'en einen Fels und will, indem er sich nach rück-
wärts zusammenbückt, mit beiden Händen den Strick zurück-
ziehen, der um die Hörner des Thieres gewunden ist. Doch
scheint dies ihm nur mit Mühe zu gelingen und der Strick
droht durch die Hand zu gleiten. Der auf der andern Seite
der Kuh gehende Jüng-
ling setzt deshalb in ei-
nem gewaltigen Schritt
den linken Fuss vor
und fasst sie, sich an
sie andrückend, mit weit
vorgestreckter Hand
am Hörn. Verwandt
durch die Haltung der
Nike ist auch das Bild
auf einer einhenkligen
kannenartigen attischen
Vase im Besitz des
Hrn. Philimon in Athen.
In feiner Technik, mit
Anwendung von bunten

Farben und Vergoldung ist Nike neben einem Stier dargestellt,
der mit gesenktem Kopf vorwärts stösst. Sie stemmt offen-
bar den vorgesetzten linken Fuss gegen den Boden oder eine
Erhöhung desselben und zieht mit der rechten Hand einen
an den Hörnern des Stieres befestigten Strick an, indem sie

Composition ist nur die vorderste Figur der entsprechenden
des Balustradenreliefs im allgemeinen ähnlich; der den Kopf
senkende Stier dagegen und die zweite ihn haltende Figur
sind völlig verschieden 5). An den Flörnern wird der Widder
zum Opfer gezogen auf einem Vasengemälde mit Oenomaos
und Pelops und an den Hörnern zieht Eros den Widder

in einem pompejani-
schen Bild.

B. Eckstück. Nike,
nach links eilend; Rest
einer Nike nach rechts.
— Fund von 1877.

Der Winkel ist aus-
sen und innen, wo er
ganz scharf erhalten ist,
ein rechter. Die obere
Fläche ist am Original
in einem kleinen Stücke
rechts, mit einem An-
satz des überhängenden
Randes, erhalten und
zeigt zwei Stablöcher.
An der längeren Seite ist unten rechts eine kleine Rinne zum
Ablauf des Regenwassers angebracht. Die Beschädigung
auch des erhaltenen ist stark; die längere Seite scheint durch
Betreten abgenutzt zu sein.

Für die nach links eilende Nike setzt die Motivskizze

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mit der linken ihn im Nacken zu fassen versucht. Ebenfalls
im Nacken, dicht hinter dem Kopf, fasst ihn der Jüngling,
der bisher vor ihm herschritt und sich nun umgewendet hat.
Der Jüngling hinter dem Stier zieht ihn am Schweif rück-
wärts! In der Bewegung des vorwärts springenden Thieres
ist dem Balustradenrelief ähnlicher das Vasenbild bei La-
borde, Vases I Tafel 78. Der Stier wird von der neben ihm
her eilenden Nike an einem um die Hörner befestigten Strick
gehalten; ein voraus gehender Jüngling fasst ihn mit der
rechten Hand im Nacken. Die Nike dagegen entspricht der
aus den Reliefs im Vatikan und in Florenz bekannten Com-
position, welche oft irrig als eine Copie der in der Balustrade
erhaltenen Gruppe bezeichnet worden ist. Denn in jener

voraus, dass sie mit beiden Händen ihr flatterndes Gewand

5) Das römische, bei Visconti, Mus. Pio-Clem. V Taf. 9 (wonach unsere
Skizze verkleinert wiederholt ist) abgebildete Exemplar ist sehr stark, aber offenbar
nach dem Relief in Florenz ergänzt. Nach des Bildhauers Gerhardt und E. Bor-
manns Angabe sind modern: die ganze Figur zur Linken; femer an der Figur
rechts: der Kopf, Hals, Brüste, die rechte Schulter, die linke Schulter mit dem
obersten Drittteil des Oberarms, die rechte Hand vom Gelenk an, das Thymia-
terion mit Ausnahme des Stückes unterhalb der Hand, die oberste Falte des Ge-
wands über dem rechten Arm, der linke Unterarm, daneben die hervorragende
Falte, ferner alle erhabenen freistehenden Faltenteile; am Stier der linke Vorder-
fuss, die Oberfläche des rechten Beines von unter dem Knie bis zum Boden; vom
Stierkopf ist nur das linke Ohr und die linke Backe alt. — Das weit besser er-
haltene Florentiner Exemplar, in den Uffizien im Cabinet des Hermaphroditen, ist
beschrieben bei Dütschke Antike Bildw. in Oberitalien III S. 229 No. 521.

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