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Deutsches Archäologisches Institut <Berlin, West> / Abteilung <Athēnai> [Hrsg.]
Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts (Band 1): Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts — Athen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.1785#0012
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I. DAS HEILIGTUM.

I. DER TEMPEL VON TIRYNS.

Auf der höchsten Erhebung der Burg von Tiryns lag während der mykenischen
Kulturepoche inmitten eines weiträumigen Königspalastes der Männersaal mit seinem
Vorsaal und seiner Vorhalle. In historischer Zeit war der Palast in Brand aufgegangen,
aber auf den Ruinen seines IhiuptzimmiT.s erhol) sich ein einsamer schlichter Tempel.

Der Tempel ist bisher ungebührlich wenig beachtet worden. Dörpfeld, der ihn ent-
deckt hat, widmete dem 'Umbau, dem in späterer Zeit das Megaron unterworfen worden
ist', nur folgende Worte (Tiryns 259 f., mit Hinweis auf Tafel II): "Der Grundriss bildet
ein langgezogenes Rechteck und besteht aus einer quadratischen Vorhalle und einem
Saale von 1 5 m Länge bei etwa 6 m Breite. Die westliche Längswaud mnsste ganz neu
gebaut werden; ein besonderes Fundament bekam sie nicht, sondern man benutzte ein-
fach den alten Estrich als Fundament. Die östliche Längsmauer, wurde auf den Resten
der alten, dickeren Maliern erbaut. Über den Zeitpunkt dieses Umbaues lässt sich sehr
wenig sagen, mir soviel dürfte sicher sein, dass er erst nach der gänzlichen Zerstörung
des alten Megarou stattgefunden haben kann. Die Türpfosten und Säulen können nicht
mehr aufrecht gestanden haben, als die neuen Mauern errichtet wurden. Auch die Tatsa-
che, dass die letzteren keinerlei Brandspuren zeigen, kann als Beweis für ihre spätere
Erbauung angeführt werden. Es scheint mir nicht undenkbar, dass hier auf der Spitze
des Hügels in griechischer Zeit ein Tempel errichtet worden ist, und dass die erhaltenen
Mauern die Fundamente desselben sind. Möglicherweise gehören sogar die dorischen
Architekturglieder, welche wir weiter unten (Tiryns 334 ff.) besprechen werden, diesem
Bau an'. Das ist, abgesehen von einer kurzen Erwägung über die Zerstörungsgeschiehte
(Tiryns 350), alles was bisher über den Tempel gesagt wurde. Unter diesen Umstanden
nimmt es nicht Wunder, dass Schlieniann bei der Publication seines Buches nichts von
ihm gewusst oder sich seiner nicht erinnert hat; jedenfalls antwortet er in der Vorbemer-
kung zu dem grossen Terracottenfunde, der in den letzten Tagen der Ausgrabungen
gemacht wurde, auf die Frage, wo wohl der zugehörige Cultort gelegen habe: 'Irgend-
welche Baureste, welche wir mit Sicherheit einem solchen zuschreiben könnten, gibt es
mit Ausnahme des Altars im grosse Hofe nicht' (Tiryns 414). Ein Spezialplau des Tem-
pels wurde nicht veröffentlicht, sein Grundriss nie mit dem anderer Tempel verglichen.
Nur einige zugehörige Bauglieder sind mehrfach besprochen und in ihrer Bedeutung
erkannt worden. Unsere nächste Aufgabe wird es nun sein, den Tempel selbst und alles
was zu ihm gehört neu zu untersuchen und so seine Wichtigkeit zu erweisen.

Während Dörpfeld früher nur die Möglichkeit andeutete, dass jenes Gebäude ein
Tempel sei, hält auch er jetzt diese Benennung für vollkommen sieher. Schon der Grund-
riss lässt keine andere Bezeichnung zu; es ist zudem das einzige grosse Gebäude, das
nach dem Brand des Palastes auf der Burg errichtet wurde. In seiner Nähe lag damals
vielleicht eine kleine Wohnung1 auf der Oberburg östlich des Altarhofes; im übrigen
 
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