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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 1.1908(1909)

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Behr, ...v.: Die römischen Baudenkmäler in und um Trier: Architektonische Betrachtungen über ihre Bedeutung und Instandhaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.43683#0033
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Die römischen Baudenkmäler in und um Trier.
Architektonische Betrachtungen über ihre Bedeutung und
Instandhaltung.
Von Regierungs- und Baurat v. Behr-Trier.
1. Der römische Stadtplan Triers. (Tafel 6.)
Das Vermächtnis, welches die Römer uns in den erhaltenen römischen Denk-
mälern auf und in dem Boden der Rheinlande hinterlassen haben, ist ein bedeutendes.
Den Hauptanteil hat der Regierungsbezirk Trier und darin in erster Linie die Stadt
Trier, die Residenz der römischen Kaiser während 100 Jahren (rd. 300 bis 400 n. Chr.).
Das hinterlassene Erbe der Römerherrschaft ist erst spät, nach und nach angetreten
worden und hat mit nicht unbedeutenden Opfern an Arbeit und Geldaufwendungen dem
Boden abgerungen werden müssen. Es mehrt sich noch von Tag zu Tag, wie die
wachsende Überfüllung der Provinzial-Museen in Bonn und Trier zeigt. Nachdem
während der Kanalisationsarbeiten in Trier der Plan der römischen Stadt in dem fast
vollständig festgestellten, regelmässigen Strassennetz klar gelegt ist, kann man die
grossartigen Bauanlagen des Kaiserpalastes, der Bäder, der Basilika, des Doms
und Amphitheaters besser in das Gesamtbild der Stadt einfügen und eine klarere
Vorstellung von dem Zusammenhang dieser Grossbauten untereinander und mit den
regelmässigen Stadtquartieren gewinnen (s. Tafel 6). Das römische Trier hatte von
der Porta nigra bis zum Südtor eine Längenausdehnung von 2100 m und vom
Amphitheater bis zur Moselbrücke eine Breite von 1600 m. Der innere Kern
der Stadt von etwa 600 m Breitenausdehnung zwischen der heutigen Weberbachstrasse
und der Feldstrasse und von 1200 m Länge zwischen der heutigen Dietrichstrasse und
Nikolausstrasse wurde vollständig abweichend von den heutigen, ganz unregelmässigen
Strassenzügen von einem streng rechtwinklig angelegten Strassennetz in etwa 54 recht-
eckige Baublöcke (insulae) geteilt, deren Seitenlange zwischen 80 und 150 m schwankt.
Jenseits der Weberbachstrasse nach Osten sind nur wenige römische Strassenzüge in
west-östlicher Richtung in der Gegend der Predigerstrasse und der Mustorstrasse auf-
gefunden und nur eine nord-südliche, kurze Strassenstrecke am Schaab’schen Grundstück
in der Südallee. Zwei west-östlich gerichtete Strassen schliessen im Norden und Süden
den grossen Block ein, den der Kaiserpalast bedeckt und der im Westen an die
Weberbachstrasse grenzt. Der Block hat eine Tiefe von 250 und eine Breite von 150 m,
welche nach Süden bis dicht an die Südallee heranreichte. Im Norden grenzte an den
Kaiserpalast der grosse freie Platz von 450 m Länge und etwa 300 m Breite, auf dessen
nördlichem Ende die Basilika — genau rechtwinklig zum Kaiserpalast—steht. Man könnte
annehmen, dass dieser grosse Platz das Constantins-Forum bildete, von doppelten
Säulengängen rings umgeben war, und die Basilika forensis die Mitte der Nordhalle
einnahm. Weiter nach Norden führte die Weberbachstrasse, welche das Forum im
Westen begrenzte, am römischen Kern des Domes vorüber. Dieser lag nach Norden
an einer alten Strasse im Zuge der Windstrasse, welche in ihrer westlichen Verlängerung
— in der Gegend der Dietrichstrasse — den inneren Stadtkern im Norden abschloss.
Jenseits derselben, ebenso wie jenseits der Weberbachstrasse bis zur östlichen, römischen
 
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