Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 3,2): Amtsgerichtsbezirk Eisenach, Die Wartburg — Jena, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16234#0454
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
König Edelhart zu Sachsen.
Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. J.
In der Dirnitzlaube.

Die Brustbilder der sächsischen Fürsten.
(In der Dirnitzlaube.)

Die umfangreichste Reihenfolge von Gemälden, welche die sächsischen Herzöge
und ihre sagenhaften Ahnen nach den genealogischen Anschauungen des 16. Jahr-
hunderts darstellt, befindet sich auf der Wartburg. In jenen bilderfrohen Zeiten
haben die sächsischen Kurfürsten auf einigen ihrer Schlösser einen Saal ange-
legt, für den sie die Porträts der sächsischen Herrscher, von den ältesten Zeiten
der sächsischen Könige bis in das 16. Jahrhundert malen Messen. Wirkliche
Porträts nach dem Leben waren nur die Bilder der letzten Generationen. Die
Bildnisse der Fürsten aus früheren Jahrhunderten wurden mit den unbefangenen
geschichtlichen Anschauungen jener Zeit meist frei erfunden und in den Rüstungen
und Trachten des 15. oder 16. Jahrhunderts — oder aber in völlig phantastischen
Kostümen dargestellt. Nur in wenigen Ausnahmefällen hat sich der historische Sinn
jener Zeit dazu aufgerafft, für die Darstellung der älteren Fürsten die Porträtfiguren
auf Grabsteinen, Altarbildern, Münzen oder Siegelstempeln zu verwerthen. Von
diesen langen Bilderreihen in der „Stammstube" der sächsischen Schlösser ist
fast alles im Laufe der Zeit zu Grunde gegangen. Schlossbrände, Umbauten und
die Verwüstungen der Schlösser in den Religionskriegen haben diese Bilder grossen
Theils vernichtet, oder sie sind dem Wechsel des künstlerischen Geschmacks und der
historischen Anschauungen der folgenden Jahrhunderte zum Opfer gefallen. Von
dem künstlerischen Charakter der Gemälde einer derartigen sächsischen „Stamm-
stube" aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten wir nur durch die
Wartburgbilder eine anschauliche Vorstellung.

23*
 
Annotationen