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II

: I

4 Tu. Wieg and:

An die Stelle des uns ebenfalls durch den Tod allzufrüli entrissenen
Hauptmanns Walter von Marees trat der Hauptmann im Großen Gene-
ralstab Hr. Karl Lyncker, welcher die mit besonderen Mitteln aus dem
Allerhöchsten Dispositionsfonds begonnene Aufnahme des Latmosgebirges und
der ionischen Landschaft weiterführte; auch verdanken wir Hrn. Lyncker
die Aufnahmen der Stadtlage von Myus und Herakleia am Latmos, welche
im Zusammenhang mit den dort angestellten Forschungen später im Milet-
werke publiziert werden sollen.

A. Milet.
I. Die prähistorische Siedelung.

Der Kiliktepe ist ein 50 —100 m hoher Ausläufer der südlich von
Milet liegenden Kalksteinberggruppe, an welcher der heutige Weg nach
Akköi vorbeiführt (vgl. die Karte der milesischen Halbinsel, Milet Heft I).
Vor einigen Jahren hatte der Kaiserlich Ottomanische Regierungskommissar
Hr. E. Meimaroglou kleine, glatte Steinbeile von schwarzer Farbe dort auf-
gelesen und uns nahegelegt, hier eine Grabung zu veranstalten. Diese
fand im Herbst 1909 unter E. Pernices Aufsicht statt.

Das Plateau des Hügels fällt nach Süden steil ab; hier führt ein tiefes
Rinnsal vorbei; im Westen hängt der Hügel mit der Gebirgsmasse zu-
sammen. Im ganzen war die Lage für eine verteidigungsfähige Anlage,
die vermutlich mehrere Steinringe hatte, recht günstig. Gleich am ersten
Tag wurden in einem Graben 1 2 Steinbeile verschiedener Größe und Form
gefunden, auch eine Pfeilspitze und zahlreiche Splitter aus Obsidian sowie
eine große Anzahl grober handgemachter Tonscherben, darunter eine mit
Zickzackmuster, das in roter Farbe auf den schwarz angeschmauchten Grund
gesetzt war. Zwei Meter unter der heutigen Oberfläche deutete eine Aschen-
schicht über dem Felsboden eine Wohngrube an, die südlich von einer
80—90 cm dicken Mauer aus kleinen Steinen begrenzt war. Auch ein
zweiter Graben südlich davon ergab zahlreiche Reste von Steinbeilen, Obsi-
dian und Scherben, darunter solche mit Schnürösenhenkeln. Ein Graben
nördlich lieferte dasselbe Resultat, außerdem drei Wohnplätze mit Stein-
mauerresten. Das Vorhandensein einer ausgedehnten Siedelung neolithi-
scher Periode ist damit erwiesen. Sehr wichtig ist, daß sich unter dem
Scherbenmaterial zwei griechisch-geometi-ische Fragmente gefunden haben.
 
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