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Th. Wieg and:

archaischen Mauern standen. Mit diesem großen Graben hofften wir die
einstige Breitenausdehnung der archaischen Stadt an jener Stelle zu er-
mitteln, auch vielleicht eine östliche wehrfähige Abschlußmauer zu finden.
Indessen haben fünf weitere große parallele Gräben in einer Gesamtlänge
von 220 m, die wir außerdem noch östlich der türkischen Wasserleitung
bis auf den Grundwasserstand herabführten — manche davon bis zu 6 m
Tiefe —, den Verlauf der archaischen Stadtmauer nicht ergeben; sie scheint
also völlig abgeräumt worden zu sein. Aus dem völligen Fehlen auch der
archaischen Hausmauern in jenen fünf Gräben durfte aber auch der Schluß
gezogen werden, daß sich die vorpersische Stadt vom Kalabaktepe ab in
Gestalt eines etwa */4 km breiten Uferstreifens längs der Westküste der Mile-
sischen Halbinsel hinzog. Zugleich wurde aus der fast völligen Abwesen-
heit »mykenischer« Scherben klar, daß auch diese Stadtpartie, ganz wie
der Kalabaktepe selbst, nicht zu der von den ersten Ansiedlern bevorzugten
Lage gehört hat; diese befand sich vielmehr beim Theaterhafen und dem
Athenatempel (s. Sechster Bericht S. 8 u. 9). Erst im 7. Jahrhundert v. Chr.
ist die Stadt so weit herausgewachsen. Die Hauptmasse der dortigen
Scherben stammte wiederum wie am Kalabaktepe von »milesischer« und
Fikelluraware, daneben erschien Geometrisches spärlich. Zahlreich dagegen
waren attische Scherben; jedoch fand sich keine, die später als der Anfang
des 5. Jahrhunderts gewesen wäre. Als Beispiel erwähne ich den Boden
einer attisch sf. Schale, einen Jüngling mit Halteren darstellend, mit der Lieb-
lingsinschrift AeAr[poc kaaöc; es ist die Zeit des ausgehenden 6. Jahrhunderts,
der Vasenmaler Euphronios und Kachrylion, die damit bezeichnet wird.

Aus dem Gesamtbefund ergab sich somit, daß der ganze Stadtteil dem
Perserbrand zum Opfer gefallen und später nie wieder besiedelt worden ist.

In der Gegend östlich vom Katsartepe, wo wir zuvor archaische und
hellenistisch-römische Grabfunde gemacht hatten, stießen wir bei der Suche
weiter östlich weder auf Gräber noch auf den heiligen Weg (den wir zu
schneiden gehofft hatten), trotzdem ein 300 m langer Graben von 3 m Breite
bis auf den gewachsenen Boden gezogen wurde.

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(Di
kl

III. Die hellenistische Stadtmauer.
Die Aufgrabung derselben wurde namentlich im Südosten der Stadt mit
so gutem Erfolg fortgesetzt, daß ein ununterbrochenes Stück von mehr als
220 m Länge hinzugewonnen wurde, in welchem zwei starke Tore liegen,
 
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