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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0009
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Abb.

Palmyra [917

VORWORT

Dem großen und wunderbaren Trümmerfeld von Palmyra haben im zwanzigsten Jahrhundert zwei deutsche Expeditionen
ihr Studium zugewendet. Die erste wurde im Jahre 1902 von Otto Puchstein1) geführt, dessen Gefährten die Architekten
Bruno Schulz, Daniel Krencker2) und Fritz Tcebelmann3) waren. Sie weilten dreiundzwanzig Tage (4. bis 26. Mai) in Palmyra,
ohne durch das Wetter oder andere Umstände gestört zu werden. Der Anmarsch erfolgte von Homs aus, wobei unterwegs
den merkwürdigen Peesten des Kastells Qaßr el Kher (s. u. S. 6 ff.) eine Untersuchung zuteil wurde. Zu genauerem Studium hatte
sich die Puchstein-Expedition das große Heiligtum des Belos, den kleinen Tempel des Baalsamin, die überraschend gut er-
haltene Bühne des Theaters und die großen Principia des Diocletianischen Lagers ausgesucht. Auch eine christliche Basilica
konnte einigermaßen untersucht werden, aber aus Mangel an Zeit mußte darauf verzichtet werden, auch die Gesamtanlage der
Stadt so genau zu untersuchen wie sie es verdiente; doch wurden von den Säulenstraßen, der „Agora" und einigen Privat-
häusern Aufnahmen gemacht. Die Gräber mußten unberücksichtigt bleiben.

Die zweite Expedition unternahm ich als Führer des deutsch-türkischen Denkmalschutz-Kommandos für Syrien in der Zeit
vom 1. bis 28. April 1917, begleitet von Carl Watzinger4) als Archäologen und Karl Wulzinger5) als Architekten, von Damaskus
aus (s. u. S. 3fr). Unsere Aufgabe war eine doppelte: erstens die Ortsbehörden dazu anzuhalten, die Reste des Altertums zu
respektieren, bedrohte Bauten zu schützen. So wurde u. a. das dreiteilige Prachttor, dessen Pfeiler stark unterwittert waren
(s. Abb. 26, u. S. 26, vor der Reparatur), in i4tägiger Arbeit durch tüchtige armenische Maurer (Arbeitssoldaten) unterfangen
und standfest gemacht. Die zweite Aufgabe war, möglichst viel aufzunehmen von den Resten, die von der Puchstein-Expedition
nicht berücksichtigt werden konnten. Wir haben unterwegs den großen Karawanenhof des Sultans Hischam beim Qaßr el Kher
festgestellt, ferner den vor der Stadt liegenden Gutshöfen nebst römischem Kastell in der Umgebung von Buharra Beachtung ge-
schenkt und die islamische Burg dicht bei Palmyra aufgenommen. Den bisher bekannten beiden Tempelbezirken der Stadt
konnte ich einen neuen, nahe dem Prachttor, hinzufügen. Die Nekropole erfuhr sowohl topographisch wie archäologisch
ein eingehendes Studium meiner Gefährten, das auch dem Stadtplan zugute kam. Denn zum erstenmal sind alle die großen
Gräberstätten Palmyras sorgfältig eingetragen.

Noch einmal weilte Daniel Krencker, unterstützt von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, im Herbst 1928 in
Palmvra, machte Nachträge und Ergänzungen an den Aufnahmen des Fahnenheiligtums und veranlaßte seine jugendlichen
Begleiter Dr. Harald Koethe zu wertvollen photographischen Aufnahmen und Adolf Fick6) zu einer Suche nach den bisher
fehlenden Teilen der Stadtmauer, die mit bestem Erfolg festgestellt werden konnten (s. u. S. 37 f.).

Der Text zu den von der Expedition Puchstein aufgenommenen Bauwerken wurde während der Aufnahme von Puchstein
selbst in gemeinsamer Überlegung mit den Architekten niedergeschrieben, so daß er auch als gemeinsame Arbeit der jeweils

1) Gestorben als Generalsekretär des K. Deutschen Archäologischen Instituts zu Berlin am 9. März 1911.

2) Beide jetzt Professoren an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. 3) Gefallen am 23. August 1914 vor Mons.
4) Jetzt Professor der klassischen Archäologie in Tubingen. 5) Jetzt Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe.
6) Gestorben als Regierungsbaumeister und Architekt bei den Ausgrabungen zu Pcrgamon am 28. Februar [931.
 
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