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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0036

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ZWEITES KAPITEL.

Die coemeteriale Malerei
in ihrem Verhältniss zu der heidnischen Wandmalerei.

Mit der verjährten Behauptung, die ersten Christen hätten sich, weil aus dem
Schosse des Judenthums hervorgegangen, der Kunst feindselig gegenübergestellt,
brauchen wir uns nach den guten Bemerkungen von F. X. Kraus1 nicht mehr zu
befassen. Es sei hier nur bemerkt, dass die unterirdischen Grabstätten von dem angeb-
lichen Kunsthasse nicht nur nichts wissen, sondern dass im Gegentheil die ältesten
Kammern sämmtlich ausgemalt sind.2 Wir können also gleich dazu übergehen, die
Beziehungen der christlichen zur heidnischen Kunst aufzusuchen.

Das Christenthum fand in den Anfängen seiner Verbreitung in Rom die Kunst
auf einer relativ hohen Stufe. Wie es weder in seiner Aufgabe noch in seiner Macht
lag, eine neue Sprache zu erfinden, so war es ihm auch schlechterdings unmöglich,
mit einem Schlage eine völlig neue Kunst zu schaffen; es stand vielmehr nichts im
Wege, dass es mit der alten Sprache auch die alte Kunst, so weit diese seiner Lehre
und Praxis nicht widersprach, in seine Dienste nahm. « Profani si quid bene dixe-
runt, non aspernandum » sagt ein Kirchenlehrer noch zu einer Zeit, wro die Christen
bereits ihre eigene Litteratur besassen;3 um wie viel mehr musste ein solcher Grund-
satz auf dem Gebiete der Kunst, und vor allem zu Anfang, wo die Hilfsbedürftigkeit
am grössten war, seine Geltung haben! Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die
Grabstätten, in denen man die ersten Christen beisetzte, ganz oder zum Theil von
heidnischen Künstlern ausgemalt wurden, da wir nicht gut annehmen können, dass
mit der Einfühningf des Christenthums in Rom sofort auch eine christliche Maler-

1 Geschichte der christlichen Kunst, I, S. 61 ff. scher Maler bestattet war. Die Inschrift lautet:

2 Übrigens standen in Rom selbst die Juden ene>K!^e ] Kixeeiao | siox.Zcnr | ]'^t|>oieN
keineswegs in jenem feindlichen Verhältniss zur c-ipinii n Ky|(p)<n<; *6to0).

Kunst, wie die Theoretiker sich einreden. In der « Hier ruht der Maler Eudoxius. Er schlafe in

jüdischen Katakombe unter der Vigna Randanini Frieden! »

befinden sich Kammern mit Malereien und, was ! August., De doctrina christiana, 2, 18 (Migne

bezeichnend ist, ein Sarkophag, in dem ein jüdi- 34, 4g).
 
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