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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0344

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SIEBENZEHNTES KAPITEL.
Die Darstellungen, die sich auf Sünde und Tod beziehen.

§ 95. Der Sündenfall im Paradiese.

Die heidnischen Anschauungen, welche in der Kaiserzeit bei der Menge über den
Tod und seine Ursache geläufig waren, standen in einem diametralen Gegensatz zu
denen der christlichen Lehre; wir finden sie kurz und bündig in den folgenden
Worten einer alten Grabinschrift ausgesprochen: MORS ETENIM HOMINVM
NATVRA NON POENA EST.CVI CONTIGIT NASCI INSTAT ET MORI."
Der Tod erscheint hier also nicht als eine Strafe, sondern als eine nothwendige Folge
der menschlichen Natur: der Zufall bringt es mit sich, dass der Mensch geboren wird,
und ist er einmal geboren, so muss er auch sterben! Denen, die solches glauben,
ruft der Völkerapostel zu, dass Gott den Tod als eine Strafe der Sünde über Adam,
und in diesem über das ganze menschliche Geschlecht verhängt habe: « Gleichwie
durch Einen Menschen die Sünde in diese Welt gekommen ist und durch die
Sünde der Tod, so ist auf alle Menschen der Tod übergegangen, weil alle in ihm
gesündigt haben; denn bis zum Gesetze war die Sünde in der Welt; nur wurde die
Sünde nicht zugerechnet, da das Gesetz noch nicht da war; aber der Tod herrschte
von Adam bis auf Moses auch über diejenigen, welche nicht durch eine ähnliche Über-
tretung wie Adam sündigten, der ein Vorbild des Zukünftigen ist».3 Weiter
unten nennt der Apostel den Tod « den Sold der Sünde ». Diesem Dogma haben
die Christen frühzeitig auch an den Gräbern Ausdruck verliehen. Das älteste Monu-
ment, welches von ihm Zeugniss ablegt, ist die bekannte, noch aus dem 2. Jahrhundert
stammende Inschrift der Agape. Die Eltern trösten sich in dem Epitaph über den
Verlust ihrer Tochter, indem sie das Todesurtheil, welches Gott nach dem Sünden-
falle über Adam verhängt hat, vorausschicken und hinzufügen:

DE TERRA . SVMPTVS . TERRAE . TRADERIS . H\mniidus.
SIC NOBIS SITA . FILIA . EfT AGAPE CHRISTO?;« volmte.

1 C.I.L.,V\, 11252; vgl.Commoämn.,lnstr., 1,24. * Rom., 5, 12 ff.; 6, 23.
 
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