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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0352
ACHTZEHNTES KAPITEL.
Die Darstellungen, welche die Bitte um den Beistand
Gottes für die Seele des Verstorbenen ausdrücken.
Die Gläubigen, welche um des Namens Christi willen verfolgt, zum Kerker, zu
Zwangsarbeiten und Verbannung verurtheilt wurden, erfreuten sich in der Kirche von
den Tagen der Apostel an stets einer besonderen Fürsorge. In der Liturgie wurden
Gebete für sie eingeschaltet,' wie die Urkirche auch für den hl. Petrus «ohne Unterlass
zu Gott betete», als er zu Jerusalem im Kerker schmachtete.2 Man kam den Ver-
folgten aber auch materiell zu Hilfe, suchte sie in den Kerkern auf und linderte ihr
Loos, so gut es ging, durch Unterstützung. Den Vorstehern der Gemeinden lag
insbesondere die Pflicht ob, die wegen des Glaubens zum Martertode Verurtheilten
auf ihren letzten Kampf vorzubereiten3 und in eine solche Stimmung zu versetzen,
dass sie bereit waren, eher ihr Leben unter den schrecklichsten Qualen zu verlieren,
als vom Glauben abzufallen.4 Man führte ihnen als leuchtende Beispiele die Glau-
bensheroen des Alten Bundes vor. Das war vor allem Daniel, der in die Löwengrube
eingeschlossen wurde, weil er zu Darius nicht betete und die als Gott verehrte
Schlange tödtete; das waren die drei Jünglinge, welche zum Feuertode verurtheilt
wurden, weil sie sich weigerten, einen König anzubeten. Gott hat ihren Muth
und ihre Treue in der Erfüllung des Gesetzes belohnt; die Löwen wagten nicht,
Daniel anzurühren, und das Feuer verlor seine verzehrende Kraft: Daniel und die drei
Jünglinge blieben unversehrt. Die Berufung auf diese Heroen konnte nicht zutref-
fender sein; denn aus den gleichen Gründen wurden ja auch die ersten Christen ver-
folgt: weil sie die Götter des römischen Weltreiches nicht anbeten und dem Kaiser
■5*
1 Wilpert, Fractio, S. 46 Anm. 5 (Constit Apost. ut quoniam prossurarum et persecutionum pondus
8, 10 u. 11, Migne 1, 1086 ff.) und S. 55 (Clem. Rom., ineumbit,... ad praeparandas et corroborandas fra-
is/. 1 ad Corintli. 59, 4 ed. Funk 136). trum mentes de divinis scripturis hortamenta com-
12. ponerem, quibus milites Christi ad spiritale et cae-
' Zu diesem Zweck verfasste beispielsweise Cyp- leste certamen animarem.
rian, von Fortunatus aufgefordert, seinen Traktat 4 Vgl. darüber Le Blant, Lcs persecuteurs et les
De exhortatio)ie martyrii. Der Heilige schreibt martyrs, Kap. IX, welches den Titel « La prepara-
(ed. Hartel, I, 317): Desiderasti, Fortunate carissime, tion au martyre » hat.
Die Darstellungen, welche die Bitte um den Beistand
Gottes für die Seele des Verstorbenen ausdrücken.
Die Gläubigen, welche um des Namens Christi willen verfolgt, zum Kerker, zu
Zwangsarbeiten und Verbannung verurtheilt wurden, erfreuten sich in der Kirche von
den Tagen der Apostel an stets einer besonderen Fürsorge. In der Liturgie wurden
Gebete für sie eingeschaltet,' wie die Urkirche auch für den hl. Petrus «ohne Unterlass
zu Gott betete», als er zu Jerusalem im Kerker schmachtete.2 Man kam den Ver-
folgten aber auch materiell zu Hilfe, suchte sie in den Kerkern auf und linderte ihr
Loos, so gut es ging, durch Unterstützung. Den Vorstehern der Gemeinden lag
insbesondere die Pflicht ob, die wegen des Glaubens zum Martertode Verurtheilten
auf ihren letzten Kampf vorzubereiten3 und in eine solche Stimmung zu versetzen,
dass sie bereit waren, eher ihr Leben unter den schrecklichsten Qualen zu verlieren,
als vom Glauben abzufallen.4 Man führte ihnen als leuchtende Beispiele die Glau-
bensheroen des Alten Bundes vor. Das war vor allem Daniel, der in die Löwengrube
eingeschlossen wurde, weil er zu Darius nicht betete und die als Gott verehrte
Schlange tödtete; das waren die drei Jünglinge, welche zum Feuertode verurtheilt
wurden, weil sie sich weigerten, einen König anzubeten. Gott hat ihren Muth
und ihre Treue in der Erfüllung des Gesetzes belohnt; die Löwen wagten nicht,
Daniel anzurühren, und das Feuer verlor seine verzehrende Kraft: Daniel und die drei
Jünglinge blieben unversehrt. Die Berufung auf diese Heroen konnte nicht zutref-
fender sein; denn aus den gleichen Gründen wurden ja auch die ersten Christen ver-
folgt: weil sie die Götter des römischen Weltreiches nicht anbeten und dem Kaiser
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1 Wilpert, Fractio, S. 46 Anm. 5 (Constit Apost. ut quoniam prossurarum et persecutionum pondus
8, 10 u. 11, Migne 1, 1086 ff.) und S. 55 (Clem. Rom., ineumbit,... ad praeparandas et corroborandas fra-
is/. 1 ad Corintli. 59, 4 ed. Funk 136). trum mentes de divinis scripturis hortamenta com-
12. ponerem, quibus milites Christi ad spiritale et cae-
' Zu diesem Zweck verfasste beispielsweise Cyp- leste certamen animarem.
rian, von Fortunatus aufgefordert, seinen Traktat 4 Vgl. darüber Le Blant, Lcs persecuteurs et les
De exhortatio)ie martyrii. Der Heilige schreibt martyrs, Kap. IX, welches den Titel « La prepara-
(ed. Hartel, I, 317): Desiderasti, Fortunate carissime, tion au martyre » hat.