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Drittes Kapitel.

Gewandung.

iner der gewiegtesten Kenner des Byzantinismus, Karl Krumbacher, verlegt die Ent-
stehung der „meisten und wichtigsten Faktoren, welche im Leben des Hofes und Staates
das byzantinische Kolorit bedingen", in das 3. und 4. Jahrhundert. „Damals vollzog sich"
nach ihm „die Umwandlung der römischen Militärmonarchie in jenen bureaukratisch-höfischen
Organismus, der für die ganze byzantinische Zeit charakteristisch ist. Diese Neuordnung
ist von Diokletian begründet worden; er hat dem Staat eine Form gegeben, deren hervor-
stechendste Eigentümlichkeiten, die Stufenleiter der Hofämter, Rangklassen und Titulaturen,
das Zeremonienwesen, die Beamtenuniform, der Ornat des Kaisers und die asiatische Form
seiner Verehrung, nicht nur der ganzen oströmischen Entwicklung den Stempel aufdrückten,
sondern auch für das Abendland vorbildlich wurden. Der weitere Ausbau dauerte bis in
die Paläologenzeit hinein"1 usf. Krumbacher sagt hier, mit andern Worten, daß alles das,
was man heute schlechthin „byzantinisch" nennt, in seinem Ursprung aus dem Orient kommt,
aber schon um die Wende des 3. zum 4. Jahrhundert eingeführt wurde. Wir sind darin
in der Hauptsache seiner Meinung. Da aber zur Zeit Diokletians Konstantinopel noch nicht
existierte und Byzanz eine obskure Stadt war, so folgt daraus, daß jene Faktoren, welche
„das byzantinische Kolorit bedingen" sollen, wohl orientalisch, nicht byzantinisch genannt
werden können. Sie blieben natürlich nicht exklusiv orientalisch, sondern wurden durch
ihre Adoptierung von Seiten der Römer reichsrömisch, also Gemeingut der östlichen wie
der westlichen Hälfte des Reiches. Uns darf hier leider nur das interessieren, was mit der
Kunst, und zwar mit der Monumentalkunst Roms, irgendwie zusammenhängt, also der kaiser-
liche Ornat, die Beamtentracht sowie die Art und Weise, wie die Herrscher verehrt wurden.
Und auch hier müssen wir uns eine Beschränkung auflegen, da wir einiges schon an andern
Orten behandelt haben. Wir werden daher nur so weit darauf eingehen, als unsere Tafeln
und die Entwicklung der römischen Kunst es erfordern, und beginnen mit dem Luxus in

der Gewandung2.

§ 1. Luxus in der Gewandung.

Das für die Kunst verhängnisvollste Geschenk, welches das Abendland dem Orient
verdankt, ist der übertriebene Luxus, welcher seit Diokletian die Mode sowohl bei Frauen

1 Geschichte der byzantinischen Literatur 2, 7. der Christen in den ersten Jahrhunderten (Vereinsgabe der

2 Über die Gewandung der alten Christen haben wir schon Görres-Gesellschaft), Köln 1898; Die Malereien der Kata-
in andern Schriften gehandelt, auf die wir verweisen dürfen. komben Roms, Freiburg- und Rom 1903, 63—101 115—120
Es sind: Un capitolo di storia del vestiario, in Venturis L'Arte (60—96 108—112 ital. Ausg.). Letzteres Werk im folgenden
1898—1899, und als selbständigeSchrift; ferner Die Gewandung zitiert als Katakombenmatereien.

Wilpert, Mosaiken und Malereien. L Band. 10
 
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