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Drittes Kapitel.

Alte Taufkirche am Lateran.

ijus der ersten Zeit besitzen wir für Rom wie auch für die Provinzen keine ausdrück-
lichen Nachrichten über eigentliche Taufkirchen. Man taufte, wo man Wasser fand oder
Wasser haben konnte, selbst in Gefängnissen1. Das nur können wir sagen, daß die Taufe
wegen ihrer engen Verbindung mit der Eucharistie gewöhnlich in möglichster Nähe von dem
Raum gespendet wurde, wo die eucharistische Feier stattfand. Dieses ergibt sich beispiels-
weise schon aus der Beschreibung, welche der Märtyrer Justin von dem Aufnahmeritus in
seine Apologie eingeflochten hat. Als aber nach dem Siege Konstantins über Maxentius
die Kirche ihre Freiheit erlangte, da sehen wir auch alsogleich ein Baptisterium erstehen.
Es diente zur feierlichen Spendung der Taufe für die ganze Stadt und erhielt, weil es die
erste Taufkirche war, später den Namen „Baptisterium Antiquum", wie ja auch die älteste,
der Mutter Gottes geweihte Kirche „Sancta Maria Antiqua" hieß. Es wurde zusammen mit
der lateranensischen Basilika von Konstantin erbaut. Die Wahl des Ortes ergab sich aus
den tatsächlichen Verhältnissen: die „domus lateranensis" war die bischöfliche Residenz und
das Zentrum der kirchlichen Verwaltung geworden; daher die Notwendigkeit, sowohl die
Hauptpfarrkirche als auch das Baptisterium dorthin zu verlegen. Die Einweihung erfolgte am
29. Juni; sie ist in dem sog. Martyrologium hieronymianum verzeichnet: „III Kl. Iul. dedicatio
baptisterii antiqui romae"''. Bei der Wichtigkeit dieses Gebäudes werden wir nicht fehlgehen,
wenn wir seine Errichtung in den Anfang des Pontifikats des hl. Silvester (314—335) ansetzen.

§ 1. Beschreibung des Baues.

Der Liber pontificalis gibt uns über die Tauf kirche des Laterans in der Vita des hl. Silvester
einige interessante, aber leider zu knappe Nachrichten. Bei seiner bureaukratischen Natur
hat der Autor sich auf das beschränkt, was er in den offiziellen Schriftstücken des kirch-
lichen Archivs vorfand: er beschreibt die kostbare Einrichtung des Taufbrunnens, vermerkt
das Gewicht, gelegentlich auch die Höhe der goldenen und silbernen Gegenstände und
zählt schließlich alle Güter auf, welche der kaiserliche Stifter zur Unterhaltung des Bapti-
steriums vermacht hat. Schon diese reiche Liste erlaubt einen Schluß auf die außerordentliche

1 Von der Tradition wird zwar eine bestimmte Katakombe als ein monumentaler Brunnen, welcher nach Ausweis der durch

bezeichnet, in welcher der hl. Petrus getauft habe; diese ist den Schöpfeimer abgenutzten Travertineinfassung Jahrhunderte

aber noch zu entdecken. Die unweit der Aciliergruft der Pris- hindurch in Gebrauch war. Vgl. darüber auch Duchesne, Le

cillakatakombe befindliche Zisterne, die man als den Tauf- recueil eplgraphique de Cambridge, in Melanges d'archeologie

brunnen des Apostelfürsten ausgegeben hat, ist nichts anderes et d'histoire 1910, 291 ff. 2 Ed. de Rossi-Duchesne 84.
 
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