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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0554
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Sechstes Kapitel.
Aufenthaltsort der Seligen.

ie Anschauungen des christlichen Altertums über die Stätte der jenseitigen Seligkeit
hat bereits der Heidenapostel kurz zum Ausdruck gebracht: ihm ist der Ort, in
welchem die Auserwählten weilen, die „Stadt des lebendigen Gottes", das „himmlische Jeru-
salem"1, die „festbegründete Stadt", welche schon Abraham „erwartete", und „deren Bau-
meister . . . Gott ist"2; den Ort sodann, in welchen er selbst „entrückt" ward, nennt er den
„dritten Himmel", und dieser ist ihm gleichbedeutend mit dem „Paradiese"3.

Viel reicher sind die Aufschlüsse, welche uns die Geheime Offenbarung darüber gibt.
Diese mußten besonders willkommen sein, weil der Seher von Patmos sie nach ausdrück-
licher Erklärung aus dem Himmel selbst geschöpft hat: „ . . . Siehe", sagt er, „eine Türe ward
aufgetan im Himmel und die erste Stimme . . . sprach: Steig herauf, so will ich dir zeigen,
was nach diesem geschehen soll!" Er gehorchte dem Befehl und trat in den Himmel ein.
Dort sah er geheimnisvolle Wesen und Dinge. Er sah einen „Thron", auf dem „einer saß",
und vor dem „sieben Lampen brannten"; „rings um den Thron war ein smaragdener Regen-
bogen" und „standen vierundzwanzig Stühle", auf denen „vierundzwanzig Älteste saßen,
angetan mit weißen Kleidern und mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern"; er sah die
„vier lebenden Wesen"4, „das siebenfach versiegelte Buch in der Rechten dessen, der auf
dem Throne saß", und „viele Engel rings um den Thron"3, ferner die „zahllose Schar" der
Märtyrer, „die vor dem Throne standen", die „weißgekleidet waren und Palmen in den
Händen hatten", die „das Lamm weiden und zu den Quellen des lebendigen Wassers führen
wird'"'; er sah „die heilige Stadt, das neue Jerusalem", aus „reinem Golde" verfertigt und
von einer „hohen, mit zwölf Toren versehenen Mauer" umgürtet, die „aus Jaspis gebaut" und
deren Grundsteine mit allerlei Edelsteinen geschmückt waren'.

Diese reiche Fülle von Angaben wurde von den Künstlern, die in den Katakomben
arbeiteten, so wenig berücksichtigt, daß sie uns nicht ein einziges Bild mit der Darstellung
der himmlischen Stadt hinterlassen haben. Die Buchstaben X (I) abgerechnet, zeigt sich
der apokalyptische Einfluß nur in der unteren Hälfte der aus dem „Ende des 4. oder Anfang
des 5. Jahrhunderts" stammenden Malerei in S. Pietro e Marcellino: dort steht das nim-
bierte Lamm Gottes auf dem Hügel mit den vier Evangelienströmen". Die geringe Ver-
wertung der Visionen an den Gräbern erklärt sich aus dem Charakter der zömeterialen

1 Hebr 12, 22.
3 2 Kor 12, 2 ff.

HebrU, 10.
Offb 4, 1 ff.

5 Offb 5, 1 11.

6 Offb 7, 9 17. 7 Offb 21, 2 12 18 ff.

Vgl. meine Katakombenmalereien Taf. 252.

Im
 
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