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10437

Zur Behebung der Wohnungsnot

„So, nu kann in Fröhjohr uns' Liese heiraten, för Mahnung is sorgt/'

Die Zwangsanleihe

Ihr Besserwisser und Unentwegte, — Ihr
Uberschlaue und Aufgeregte, — Verehrte Ge-
gossen der U. S. P- D., — Kritiker, Nörg-
Er etc. pp.! — Wer sagt, wir seien des Glau-
bens schier, — Als war' durch die 40 Milliarden
Papier — Das Steuerproblem nun endgültig
gelöst, — Der hat, Verzeihung, erheblich ge-
best! — Es sagte das niemand! Die Frage
war — Ganz anders gestellt im Januar. —
^ drehte sich damals um andere Dinge, —
war uns gelegt eine listige Schlinge. — Es
drehte sich sozusagen da — Ums Reisegeld nach
°enua! — Auch war sehr wichtig in der Tat
~~ Wer dort das Deutsche Reich vertrat! —
Man traute Stresemann nicht sehr — Und
dünnes noch viel weniger! — Daß das, was
'rtzt mit Ach und Krach — Der Bürger zahlt
ws Steuerfach, — Ein lump'ger Bettelpfennig
Das wissen wir, wie ihr es wißt! —
'venug, sie werden noch anders blechen! — Wir
werden uns wieder und ernstlicher sprechen!
/' Doch wer da will schlagen, bedenke da-
— Wie halte ich mir den Rücken frei!
--Lie geb' ich dem Schlage den nötigen Schwung
~~~ lind der Masse die nötige Einigung! w.

Auf Pump

Amerika ist wütend, sein Jrankrcid) geliehenes Seid in
Rüstungen angelegt zu sehen.

j w Blairons französischer Infanterie,

Jas blasen so bell in den Morgen sie?

Sie blasen so bell, sie blasen so rein:

"Mir blasen auf Pump in den Morgen hinein!“

' ie Tabuen, was rauschen die Jahnen im Ulind,
Ler Frankreichs Söhne ergeben sind?

Sie rauschen und rauschen so slolz im Con:
"Mir rauschen auf Pump für die grosse Nation! “

Was singt der muntre Poilu:

Mions, cnfanls de la patrie?

6s klingt wie ein geistvoller Cämmergesang:

„Wir singen auf Pump für Ijerrn Willerand!“

6s klingt und singt und lärmt und rauscht, —

Wo hat man doch Ähnlichem schon mal gelauscht?
Der Con, wie klingt er? — — hat ihm schon:

6s ist der muntre Börsenton!

6s klingt, als klinge der Jrauk auf dem Brett,

6s rauscht, als rauschten Coupons so nett!

Dur leider der Uniformierten Lieder

ertönen uns immer wie Scbafsgesang wieder! cu.

Lieber Wahrer Jacob!

Der gräflich Schlieffensche Mordanstiftungs-
prozeß wurde auch anläßlich einer Gesellschaft
bei Baron von X. besprochen. Der kleine Karl-
heinz als eifriger Zuhörer meinte: „Mama,
jetzt werden Graf Schlieffen und seine Mutter
also eingelocht?" — „Aber Karlheinz," ruft die
Frau Baronin entsetzt, „Grafen werden nicht
eingelocht, Grafen leben nur eine Zeitlang in
unfreiwilliger Zurückgezogenheit."



Die Potsdamer Geistlichen beten im Kirchen-
gebet jetzt nicht nur „für den geliebten Kaiser
in der Ferne", sondern auch „für den geliebten
Kapp in der Ferne". *

Auf Betreiben der französischen Regierung
erfindet das Pasteur-Institut ein Serum gegen
den Konferenzen-Bazillus.

*

Wie erklärt es sich, daß die Novemberrevo-
lution Fürsten und Pfaffen, Junkern, Jobbern
und Juristen kein Haar gekrümmt hat?

Weil die ganze Gesellschaft keinen Schuß
Pulver wert war!

Ich treffe einen Bekannten, dem soeben ein»
große Erbschaft zugefallen ist. Auf meine Frage,
woran der Erbonkel eigentlich gestorben sei,
entgegnete der Erbe: „An der himmlische»
Grippe!" *

In einer Gesellschaft bei Poincarö spricht
man von der russischen Hungersnot und daß
bis zum Genüsse von Menschenfleisch die Not
bereits gestiegen sei. Da sagte eine Säule der
französischen Republik: „Ach, das ist eine ver-
logene Nachricht aus Rußland. In Deutsch-
land haben wir es noch nicht soweit gebracht!"
*

Der kleine Herbert erzählt seinem Vater,
dem Major von B., in der Religionsstunde sei
gelehrt worden, daß Christus gesagt habe:
„Liebet eure Feinde wie euch selbst!"
— „Na ja," sagt der Herr Major, „damals
gab's auch noch keine Franzosen und So-
zialdemokraten!" ^

In einem Panoptikum sieht sich der Statistiker
Ungrade die Abteilung „berühmte Schwerver-
brecher" an. Nachher erzählt er: „Ick war von
dem Jesehenen sehr enttäuscht, Ludendorff
und Jenossen fehlten in der Galerie."

*

In einer ostelbischen Großgrundbesitzerzu-
sammenkunft spricht man von den verschiede-
nen Prämien, die der Agrarier einzustecken
gewohnt ist. „Meine Herren," meint der Ritter-
gutsbesitzer Graf von Zitzewitz, „was wird uns
die kommende Monarchie erst für eine Wie-
derherstellungsprämie zahlen müssen!"


„Ich fühle mich hier wie im Vaterhause,"
rief vergnügt der eben eingelieferte Einbrecher
aus, „der Direktor des Zuchthauses ist näm-
lich mein unehelicher Papa."
 
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