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6 Verbreitung und Chronologie

6.1 VERBREITUNG DER KULTUREN
Die Wädi Süq-Kultur ist im Nordwesten Omans und
in Mitteloman an mehreren Stellen bis südöstlich nach
Ra's al Jins belegt (Landkarte: Taf. 2). In ihrem südlich-
sten Verbreitungsgebiet auf der Insel Masirah (s. Kapitel
13.44) unterscheidet sich das Fundgut kaum von dem in
den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die am frühesten
untersuchten Gräber des Samad-Projekts gehören dieser
Kultur an, die vorwiegend durch Grabfunde und -bauten
bekannt ist. Bedingt durch den geringen Umfang der
Feldforschung und eine sehr begrenzte Bevölkerungs-
dichte sind nur wenige Fundstellen bekannt. Die einzi-
gen, bisher nur teilweise untersuchten Siedlungen die-
ser Zeit sind die von Shimäl, Hili und neuerdings Teil
Abräq1406.
Funde und Grabbauten der Lizq/Rumaylah-Kultur
sind zahlreich in den Vereinigten Arabischen Emira-
ten, in Mitteloman und im Süden bis zu den Inseln
Masirah1407 und Khunyä Muiiyä1408 belegt (Taf. 3).
Auf dem Festland Dhofars sind bis dato keine Fundstel-
len bekannt und auf der Bätinah sind sie äußerst selten.
Eine Fundkonzentration ist nicht genau feststellbar, Ein-
zelfunde kommen in verschiedenen Teilen des Sultanats
vor. Die meisten zusammenhängenden Informationen
stammen aus den Siedlungen von Lizq und Rumaylah.
Die für diese Zeit charakteristischen freistehenden Hüt-
tengräber sind selten erhalten und nur bedingt als Quelle
zu verwerten, zumal sie meistens fundlos sind. Die ty-
pischen sogenannten orangenen Waren der Spätphase
in Rumaylah, den restlichen Vereinigten Arabischen
Emiraten und an der Ostküste in Bawshar wurden in der
Sharqiyah noch nicht identifiziert.
Die Verbreitung der zeitlich anschließenden Samad-
Kultur ist durch archäologische Ausgrabungen sowie
Streu- und Lesefunde bekannt, die seit 1980 bei Ge-
ländearbeiten aufgenommen worden sind. Es handelt
sich meist um das alte Gebiet um al Jawf im Landes-
inneren, das sich einst von der Ostgrenze der Wüste
bis zur Hauptstadt erstreckte (Landkarte: Taf. 4)1409.
Die Verbreitung der Wädi Süq- und Lizq/Rumaylah-
Kulturen ist im Gegensatz dazu überregional und deckt
sich nicht mit diesem Naturraum. Die Grabungen in
al Bustan und Lesefunde in Bandar Jissa bestätigen
das Vorkommen der Samad-Kultur an der Ostküste.
Verstreute Einzelbelege gibt es weiter nördlich in al
Rustäq und zum Osten in der östlichen Sharqiyah, z. B.
in Ra's al Hadd. In der Nähe von Bahlä' in BB-4 und
BB-15 sind wenige vermutete Samad-zeitliche Scher-
ben zum Vorschein gekommen1410. Vergleicht man die
heutige Bevölkerungskonzentration (Taf. 549) mit der
Streuung der Samad-zeitlichen Fundstellen (Taf. 4), ge-

winnt man den Eindruck, daß Samad und al Maysar
am Rande des Kernlandes lagen1411. Charakteristische
Funde zwischen al 'Amqät und al Bustan in und nahe
des Samä'il-Passes machen es wahrscheinlich, daß die
Samad-Kultur in dieser Region vorherrschend war.
Scherben der Samad-Kultur außerhalb des Kernge-
biets sind unbekannt. In 'Amlah und IzkI z. B. liegt
angesichts der anders aussehenden Gräber die Vermu-
tung nahe, daß dort in der Späteisenzeit andere Kul-
turgruppen beheimatet waren (nicht-Samad-SEZ)1412.
Die stärkste Konzentration von Fundstellen der Samad-
Kultur befindet sich um Samad und al Maysar, was auf
die mehrjährigen Forschungen in diesem Landesteil zu-
rückzuführen ist. Merkwürdigerweise ist an dem gut
bewässerten Bätinah-Küstenstreifen1413, außer in Suhär
und an Plätzen in den Vereinigten Arabischen Emiraten,
bisher nur wenig datierbare vorislamische Besiedlung
feststellbar. Das mögliche Vorkommen von verzierten
Samad-zeitlichen Tonscherben auf der Insel Masirah
ist nicht eingehend dokumentiert und zeigt eher moti-
vische Affinitäten als eine direkte Zugehörigkeit dieser
Keramik zur Samad-Kultur1414.
Im Gegensatz zu den zahlreichen Fundstellen der
Samad-Kultur sind solche der ältesten hier untersuch-
ten Kulturen im Arbeitsgebiet verhältnismäßig selten
vertreten. Bei intensiverem Suchen würden vermutlich
jedoch weitere Siedlungen und Gräberfelder aller vor-
islamischen Kulturen ausfindig gemacht werden. Jede
Oase Mittelomans hat wahrscheinlich eine Abfolge von
Siedlungen, die bis in die Neuzeit reicht. Man brauchte
Jahre, um die Fundstellen an einem Ort zu erfassen.
Von daher muß auch die Bestandsaufnahme hier un-
vollständig bleiben. Die größere Zahl an Fundstellen in
jeder der drei Hauptperioden spiegelt ein Bevölkerungs-
wachstum wider. Die heutige Bevölkerungschicht ist
natürlich aufgrund der Verbesserungen in der Ernäh-
rung und medizinischen Versorgung viel größer als in
der Samad-Zeit.

1406 SHIMAL, 67-95; S. Cleuziou 1985,61-87; D. T. Potts 1990.
1407 A. al Shanfari 1987, Karte 5.
1408 Mündliche Mitteilung G. Weisgerber 16.09.1993.
1409 P. Yule/G. Weisgerber 1988, Abb. 10 gegenüber von Seite 35;
P. Yule/M Kervran 1993,97 Abb. 14.
1410 J. Humphries 1974,64,69 Abb. 6b (BB-4), 8i (BB-15).
1411 Heutzutage liegt die Bevölkerungsdichte im Samä'il-Paß bei über
120 Personen/km2 und um Samad bei 20-50 Personen/km2.
1412 P. Yule/M. Kervran 1993,69-106.
1413 In südlicher Richtung erstreckt sich dieses Gebiet bis Slb.
1414 A. al Shanfari 1987, Abb. 17.8,9 (Sür Masirah); 22.7 (Hilf); 23.8
(Jebel Qidl).
 
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