Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

DOI Artikel:
Mannichfaltiges
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0040
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32 KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN.

7. MAESTRICHT. Nach der Zerstörung durch die Hunnen wurde der Bischofsitz von Tongern nach Mae-

stricht verlegt, und verblieb daselbst bis zum Anfange des VIII. Jahrb., wo er definitiv nach Lütlich
übersiedelte. Die Kirche S. Johann, südlich hart neben der des heiligen Servatius, der ehemaligen
Cathedrale, gelegen, bewahrt noch das Andenken daran.

8. TRIER. Nach mündlicher Mittheilung eines hohen Prälaten soll die Liebfrauenkirche südlich neben

dem Dome die Stelle der ehemaligen Taufkirche einnehmen. Hierdurch würde sich allerdings die
eigentümliche Centralanlage dieses ausgezeichneten Rauwerks erklären. Es würde aber der Reweis
nöthig sein, dass sie ehemals den Titel des heil. Johannes des Täufers geführt habe, da solcher den
Taufkirchen, wie auch obige Reispiele durchgehend zeigen, niemals fehlte.

9. CÖLN. Wenn neben dem Dome zu Cöln bisher keine Taufkirchc nachgewiesen werden kann, so ist

zu bedenken, dass die Cathedrale erst zur Zeit Karls des Grossen an die jetzige Stelle verlegt sein
soll. Ursprünglich soll sie in S. Caecilien (ehemals S. Eugenia) gewesen sein. Neben der letzteren,
nur durch einen kleinen bedeckten Gang von ihr getrennt, liegt die Pfarrkirche S. Peter, deren Ur-
sprung als Taufkirche sich durch diese enge Verbindung sehr wohl erklären Hesse, wenn der Name
nicht widerspräche. Auf welche Weise vertauschte aber die ältere Cathedrale, welche nothwendig,
wie das ganze Risthum, dem heil. Petrus gewidmet sein musste, ihren Namen mit dem der heil. Eugenia
und Cäeilia? Vorausgesetzt, dass dies bei Verlegung der Cathedrale geschah, so könnte man an-
nehmen, dass damals der alte Titel auf die benachbarte Taufkirche übertragen wurde, welche zugleich
Pfarrrechte erhielt, da sich solche für ein Frauenstift nicht wohl schickten. Sehr bemerkenswerth
ist es, dass sie noch 1124 bei der Taufe eines Juden, des späteren Probstes Herman von Cappcn-
berg, der Art als Raptisterium eingerichtet war, dass der Taufbruunen zum Untertauchen eines
Erwachsenen benutzt werden konnte. S. v. Meuing : die Peters-Kirche und Cäcilien-Kirche
in Cöln. S. 7.

Von einem Raptisterium neben der Cathedrale von Chur ist bis jetzt nichts bekannt gewor-
den. Rasel, Constanz und Passau sind durch Versetzung älterer Rischofsitze an ihre jetzige Stelle
gekommen. Salzburg und Eichstaedt sind neue Stiftungen auf dem Roden des ehemaligen römi-
schen Reichs.

Vor dem Vorhofe der karolingischen Münsterkirche zu Aachen befindet sich eine besondere Tauf-
kirche; nicht minder in ganz ähnlicher Stellung vor der in offenbarer Nachahmung derselben errichteten
Münsterkirche zu Essen. An beiden Orten ward, bis in neuere Zeiten, nur hier das Sacramcnt der
heil. Taufe gespendet. Wir erkennen in beiden sehr alten Anlagen die Form, in welcher zuerst das
Vorrecht der Taufe von den Cathedralen auf besonders ausgezeichnete Pfarrkirchen übertragen wurde,
so dass bei denselben noch isolirte Nebenkirchen, den bischöflichen Raptisterien völlig entsprechend,
errichtet wurden, was wohl noch mit dem Ritus des Untertauchens zusammenhing. Erst später, und als
letzterer mehr und mehr verschwand, ward der Taufstein in die nunmehr zahlreichen Pfarrkirchen ver-
legt. Die.ältesten bekannten dürften nicht über das XI. Jahrh. hinaufgehen. v. Q.

2. Orientirung der Kirchen. — Eine der bekanntesten Thatsachen ist die Richtung des Altarhauses
der Kirche nach Osten, welche bei fast allen älteren Kirchen die Regel ist. Dennoch hat diese Regel
zahlreiche Ausnahmen, indem die Längenaxe vieler Kirchen mehr oder weniger von der genauen west-östlichen
Richtung abweicht. Es fragt sich nun, ob man die Abweichungen von der wahren Osllinie dein Zufall oder der
Absicht zuschreiben soll. Ersteres hätte Manches für sieh, wenn man an die bekannte mittelalterliche Unbe-
fangenheit denkt, die sich überall an den Bauwerken zeigt, wo es auf's Messen und Abwiegen ankommt.
Allein man wird durch vorhandene Zeugnisse dennoch auf die Absichtlichkeit geführt. Johann Belbth
nämlich, ein Liturgiker, weicher um die Mitte des XII. Jahrb. zu Paris lebte, bemerkt, indem er die
ausdrückliche Vorschrift giebt, die Richlungslinie der Kirchen genau nach dem Ostpunkte zu bestimmen *),

*) Seit dem XIV. Jahrh. bediente man sieb dazu wohl des Compasses, was für das Spätmittelalter fest stellt.
Vgl. A. REioiiKNSPERGEit, Vermischte Schriften S. 139, wo es in des Meisters L. Lache« Unterweisung' von 1516 lieisst: —
so du wildl ein Khor an das Hochwerkh anleg wo er stehn sol, der ahmerekung, der sonen aufgang, so nimb ein Kliuin-
bast, selz den auf ein winckelniaass, vnd lass den magnad auf die mitdaglinie slehn u. s. w.
 
Annotationen