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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Waagen, Gustav Friedrich: Ueber byzantinische Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0105
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Ueber byzantinische Miniaturen.

Jbiiii byzantinisches, erst in der Versteigerung von Borell im J. 1853 für das
britische Museum erworbenes Manuscript, in 4to, welches den Psalter und kirchliche Gesänge
mit der Bezeichnung des Jahres 1066 enthält, gehört in Betreff der darin vorhandenen Mi-
niaturen zu dem Interessantesten, was mir von dieser Art zu Gesicht gekommen ist. Ver-
schiedene derselben erweitern nämlich durch ihre Vorstellungen den so wichtigen Bilderkreis
byzantinischer Kunst, zugleich aber geht daraus hervor, dass nach der Mitte des XL Jahr-
hunderts die byzantinischen Maler noch sehr häufig mehr oder minder an der, der rein an-
tiken Malerei so eng verwandten Kunstweise der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung
fest hielten, während allerdings im Allgemeinen in der Auffassung das Strenge und Asceli-
sche, in den Formen das Verlängerte und Vertrocknete, in den Falten der Gewänder das
Mechanische, in den Farben das Düstere angetroffen wird, welches Alles für die lokalbyzan-
tinische Kunst charakteristisch ist. Nur der Auftrag der Farbe ist noch durchweg breit,
impastirend und dabei doch sorgfältig. Der 208 Blätter enthaltende Text ist in einer Co-
lumne in einer genährten Minuskel geschrieben. Nur die drei ersten Seiten, so wie die
Ueberschriften sämmtlicher Abschnitte, sind in goldner Kapitalschrift, und, wie abgefallene
Stellen zeigen, zuerst in Purpurrolh, und darüber erst in Gold geschrieben worden. Die
hübschen, farbigen Gewinde, welche in acht Feldern auf Goldgrund die Ueberschrift cYMNüC
TÜY /lAYldOY nPU'PinüY, umgeben, zeigen nicht, wie die Mehrzahl der Ornamente
in byzantinischen Manuscriplen nach dem Jahr 1000, einen arabischen Einfluss, sondern be-
ruhen noch auf der Tradition der antiken Kunst. Dasselbe gilt auch im Wesentlichen von
zwei Greifen neben einem, über jener Inschrift befindlichen, Altar. Leider haben die zahl-
reichen Miniaturen, welche die Bänder schmücken, meist sehr gelitten. Bisweilen ist selbst
ein Tbeil durch ein Beschneiden des oberen Bandes, welches der Codex erfahren, verloren
gegangen. Welch ein Gewicht auf die Bilder gelegt ist, geht aus rothen Zeichen im Text
hervor, denen ähnliche bei den betreffenden Bildern entsprechen. Sehr verdorben sind
gleich die Miniaturen auf der ersten Seite, welche am Seitenrande wahrscheinlich die drei
Personen der Gottheit in menschlichen Figuren dargestellt haben. Wenigstens lehrt die
Ueberschrift der obersten, in blauer Mandorla thronenden Figur „6 jialaiog fifuQcov", dass
sie Gott Vater vorstellt. Der Bock ist von dunklem Purpur mit den Motiven der Falten in
Gold, der Mantel zinnoberroth. Der Kopf ist verwischt. Dass die Figur darunter Christus
dargestellt, erhellt aus der Beischrift IC und XP. Von der dritten Figur kann man nur

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